„Abstrus und bürgerfeindlich“


Viele protestierende Neumarkter waren zum coronakonformen „Brückenglühen“ gekommen - hier an der Staufer Brücke
Foto: Greiner
NEUMARKT. Bei zwei großen Demonstrationen unter dem Motto „Brückenglühen“ protestierten hunderte Neumarkter gegen den geplanten B299-Ausbau.

Ein Sprecher forderte Oberbürgermeister Thumann auf, aus seinem „Elfenbeinturm“ zu kommen. Andernfalls hinterlasse er „einen Scherbenhaufen, den auch Ihre Nachfolger nicht mehr kitten können“.

Das Aktionsbündnis demonstrierte in Stauf und in Woffenbach gegen die bisherigen Planungen zum Ausbau der Bundesstraße. Auf der Staufer Brücke hatten sich am hunderte von Gegnern mit Fackeln, Taschenlampen und anderen Lichtern versammelt und taten ihren Unmut kund.

Hauptredner Christian Strunz, einer der Sprecher der BI Stauf, kritisierte das staatliche Bauamt sowie die Stadt Neumarkt, die sich „nach wie vor unbeeindruckt von den anhaltenden Bürgerprotesten“ zeigen würden. Inzwischen seien die neuen Ausbaupläne „noch abstruser und bürgerfeindlicher“ als die Ursprungsvariante. Strutz verwies darauf, dass derzeit darüber nachgedacht werde, den Anschluss Stauf zurückzubauen und somit „einen ganzen Stadtteil vom Zentrum abzuschneiden“.

Zudem würde dadurch noch mehr Verkehr durch Woffenbach geleitet. Die Brücke, auf der man gerade stehe, solle abgerissen werden und somit für etwa ein Jahr als Lebensader für den Stadtteil entfallen. Außerdem würden gigantische Regenrückhaltebecken geplant, die den Flächenverbrauch noch zusätzlich anheizten. Einen Lärmschutz für die betroffenen Stadtteile würden die Verantwortlichen konsequent ablehnen.

Die Bürgerinitiativen wollen den Erhalt der B299 mit zwei Spuren, ein durchgängiges Tempo 80 auf der Bundesstraße im gesamten Stadtgebiet, aktive Lärmschutzmaßnahmen für alle Anlieger, den Erhalt der Staufer Brücke mit den bestehenden Auf- und Abfahrten für beide Fahrtrichtungen sowie eine abknickende Vorfahrtsstraße bei der Anbindung Seitz & Braun auf die B299. Strunz forderte einen „Planungsstopp der bisherigen Planungen“.


Auf der Tyrolsberger Brücke in Woffenbach machten vor allem Bürger aus Woffenbach eine halbe Stunde später ihrem Unmut Luft. Auch hier war die Brücke „coronagerecht“ mit Grablichtern gesichert. Alfons Greiner vom Bund Naturschutz sagte, dass allein durch die geplante Erhöhung der Geschwindigkeit von Tempo 80 auf 100 mit einem zusätzlichen Ausstoß von über 700.000 Kilo CO2 zu rechnen sein wird, was die „Nachhaltigkeitsstadt Neumarkt“ wohl nicht kompensieren könne. Dazu müssten 350 Hektar neuer Wald angelegt werden - was die Stadt kaum leisten könne. Die erhöhten Stickoxidwerte, der Reifenabrieb und der Lärm führten zu weiteren Belastungen der Neumarkter Anwohner.

Zum Abschluß folgten noch ein Gedicht und die Bayernhymne; freilich mit leicht verändertem Tex: „...er behüte unsre Fluren / schirme unsrer Städte Bau / und erhalte unsre Landschaft / gegen Wahnsinns-Straßenbau“
27.03.21
Neumarkt: „Abstrus und bürgerfeindlich“
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