Gegen den Trend


Die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr stieg im Landkreis an - ganz gegen den oberpälzischen Trend
Foto: Archiv/Polizei
NEUMARKT. Das Polizeipräsidium spricht bei den Verkehrstoten von einem historischen Tiefstand in der Oberpfalz - außer im Landkreis Neumarkt.

Im Raum Neumarkt stieg völlig gegen den Trend die Zahl der getöteten Verkehrsopfer von sechs auf neun an (wir berichteten). Das ist der höchste Wert seit 2016 (10 Tote) und dem „Horror-Jahr“ 2015, als 14 Menschen im Straßenverkehr starben.

Polizeivizepräsident Thomas Schöniger und Polizeioberrat Vincent Bauer stellten im Rahmen einer Pressekonferenz die Oberpfälzer Verkehrsstatistik für das Jahr 2022 vor. Obwohl sich erwartungsgemäß mehr Verkehrsunfälle als „während Corona“ ereignet haben, gibt es beispielsweise bei den Verkehrstoten einen erfreulichen Tiefstand für die Oberpfalz zu vermelden.

34.828 Verkehrsunfälle registrierten Oberpfälzer Polizeibeamte im Jahr 2022. Zum Vorjahr ist dies ein Anstieg von 5,4 Prozent. Die Zahl liegt unter dem Niveau „vor Corona“ (2019: 37.616; 2021: 33.032 Verkehrsunfälle). Betrachtet man die Verkehrsunfälle mit verletzten Personen, ergibt sich ein ähnliches Bild: Im Jahr 2022 wurden bei 3955 Verkehrsunfällen insgesamt 5160 Personen verletzt (2019: 4366 Verkehrsunfällen mit 5890 Verletzten; 2021: 3682 Verkehrsunfällen mit 4859 Verletzten).


Mit 41 liegt die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Menschen in der Oberpfalz auf einem historischen Tiefstand (2019: 52, 2021: 51). Weil mit 27 Personen nach wie vor die meisten Menschen auf der Landstraße sterben, wird die Polizei dort weiterhin Schwerpunkte setzen (2019: 26; 2021: 33). Wichtige Aspekte sind dabei das Erkennen von Gefahrenstellen und deren Entschärfung im Rahmen von Verkehrsunfallkommissionen und Verkehrsschauen, aber auch gezielte Überwachungsmaßnahmen an Unfallschwerpunkten, beispielsweise durch Geschwindigkeitsmessungen, hieß es.

Mit 465 Unfällen unter Alkoholeinfluss wurde ein Plus von fast 20 Prozent (19,2) im Vergleich zu 2021 (390) festgestellt. Dabei wurden 284 Personen verletzt sowie fünf Menschen getötet. Sowohl bei der Gesamtzahl der Unfälle wie auch bei den verletzten Personen wurde damit der negative Höchstwert der vergangenen zehn Jahre erreicht. Analog dieser Steigerung konnte die Oberpfälzer Polizei in 2055 Fällen folgenlose Fahrten unter Alkoholeinfluss feststellen und durch das Unterbinden der Weiterfahrt möglicherweise schlimme Folgen verhindern. „Die Verletzungen bei 284 Menschen und der Tod von fünf Personen wären allein dadurch vermeidbar gewesen, wenn nicht jemand alkoholisiert gefahren wäre“, sagte Polizeivizepräsident Schöniger.

Hinzu kommen 49 Verletzte sowie eine getötete Person, die im Zusammenhang mit insgesamt 79 Unfällen zu beklagen sind, bei denen unter dem Einfluss von berauschenden Mitteln ein Fahrzeug geführt wurde. 1375 Mal stoppte eine Oberpfälzer Polizeistreife Fahrer, die unter dem Einfluss von Drogen mit Fahrzeugen im Straßenverkehr unterwegs waren.

Die steigende Beliebtheit von Fahrrädern geht auch mit mehr Unfällen einher. In den meisten Fällen kam es zu Verletzungen, wenn ein Fahrrad an einem Verkehrsunfall beteiligt war (1235 Verletzte bei 1324 Verkehrsunfällen). Hier ergaben sich deutliche Steigerungen zu 2019 (1031 Verletzte bei 1132 Verkehrsunfällen) und 2021 (992 Verletzte bei 1.053 Verkehrsunfällen). In vier Fällen verliefen Fahrradunfälle tödlich (2019: 3; 2021: 2). In den meisten Fällen war das Verhalten der radfahrenden Person Unfallursache (898).

Immer häufiger im Straßenverkehr anzutreffen sind Pedelecs, also Fahrräder mit Motorunterstützung. Bei fast jedem vierten Fahrradunfall (24,2 Prozent) ist mittlerweile ein Pedelec beteiligt. Bei 320 Unfällen wurden 307 Pedelec-Nutzer verletzt. Auch hier setzten in den meisten Fällen (230 Mal) die Zweiradfahrenden selbst die Ursache. Tödliche Unfälle in Zusammenhang mit Pedelecs ereigneten sich 2022 (wie auch in den Jahren 2019 und 2021) nicht.


Bei den stärker motorisierten Zweirädern ergab sich ein erfreulicher Tiefstwert. So waren erstmals in den vergangenen zehn Jahren weniger als 400 verletzte Motorradfahrer zu verzeichnen (2019: 509; 2021: 438; 2022: 397). Wie bei den nicht-motorisierten Zweirädern gehen Unfälle mit Motorrädern in den meisten Fällen mit verletzten Personen einher. So liegt die Zahl der Motorradunfälle mit 442 nur geringfügig höher als die Zahl der Verletzten (2019: 531; 2021: 481). Tödlich endeten neun Motorradfahrten (2019: 4; 2021: 12).

Gerade im Zusammenhang mit sogenannten ungeschützten Verkehrsteilnehmern spielt die Erkennbarkeit eine große Rolle. Auch wenn dies nicht statistisch erfasst werden kann, dürfte vielen die Situation bekannt vorkommen, dass man eine dunkel gekleidete Person oder ein unbeleuchtetes Fahrrad erst auf den letzten Moment erkennt und gerade noch reagieren kann. Um zu demonstrieren, wie durch entsprechende Kleidung und Beleuchtung viel für die eigene Sicherheit getan werden kann, führte die Polizei praktisch den Effekt vor. Polizeihauptmeisterin Nina Kugler, die als Verkehrserzieherin der Neumarkter Polizei hauptamtlich für die Sicherheit im Straßenverkehr eintritt, konnte aus der Praxis zahlreiche Tipps geben. Dazu sollte neben einer entsprechend auffälligen Kleidung auch das Tragen eines Helmes beim Radfahren zählen.
01.03.23
Neumarkt: Gegen den Trend
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