Noch 15 Amphibien-Arten


Bei einem Treffen in Breitenbrunn wurde die Arbeit von Amphibien-Helfern gewürdigt
Foto Alfons Greiner
NEUMARKT. Die Neumarkter Kreisgruppe des Bundes Naturschutz feiert heuer ihr 50jähriges Bestehen und will dabei vor allem den Unterstützern danken.

Jetzt waren die Helfer im Amphibienschutz zu einem gemeinsamen Essen in Breitenbrunn eingeladen. Kreisvorsitzender Josef Guttenberger gab einen Überblick über die Situation der Amphibien im Landkreis und der Aktivitäten der Kreisgruppe zum Schutz der Frösche und Kröten.

Fast 40 Interessierte und Helfer waren der Einladung gefolgt und erfuhren aus erster Hand, wie es um die heimischen Froschlurche steht.

Unter dem Motto „In Bayern aktiv für Mensch und Natur“ stellte Guttenberger das „sechste Artensterben weltweit“ an den Anfang, denn es passiere nicht irgendwo, „sondern vor unserer Haustür“. Und es sien nicht „die“ schuld, „sondern wir“, sagte er.

Aber man könne etwas dagegen tun. Von den 21 Amphibienarten, die in Deutschland vorkommen, sind 15 im Landkreis zu finden. Guttenberger ging zunächst auf den Unterschied zwischen Kröten, Fröschen, Unken und Schwanzlurchen ein und verwies darauf, dass Kröten ein Gewässer nur zum Ablaichen brauchen, ansonsten aber auf dem Land der Nahrungssuche nachgingen. Der Feuersalamander ist die einzige Art, die nicht Eier ins Wasser abgibt, sondern kiementragende Larven absetzt.


Die Naturschützer retteten schon viele Amphibien - hier die winzigen Kreuzkröten
Fotos: Archiv/LBV
Die Entwicklung der Amphibien, speziell der Erdkröte ist für den Landkreis in den letzten 30 Jahren recht gut dokumentiert. Ältere Zahlen liegen allerdings nicht vor. Aber seit 1995 werden an verschiedenen Krötenübergängen die Tiere eingefangen und gezählt, wenn sie aus den Winterquartieren kommen und bei der Wanderung zu ihren Laichgewässern eine Straße überqueren. Dazu werden im zeitigen Frühjahr Barrieren aufgebaut, die Tiere eingesammelt und von ehrenamtlichen Helfern in Eimern über die Straße zum Laichgewässer getragen.

Guttenberger zeigte die Entwicklung an vier Übergängen auf. So ging bei Pirkach die Population von früher 3500 auf 500 Tiere zurück, bei Meilenhofen war der Rückgang prozentual genauso groß und bei Deining konnten im letzten Jahr nur noch 5 Prozent der früher gezählten Tiere registriert werden. Lediglich der Übergang bei der Erbmühle zeigte einen Verlust von weniger als 50 Prozent - hier wurden 2500 statt früher 4000 Individuen gezählt.

Gründe für den Rückgang kann man einige nennen. Wenn zum Beispiel Kröten während der Wanderung einen Acker queren, der gerade gepflügt wird, fänden viele den Tod. Kunstdünger und Spritzmittel seien sehr problematisch für die Tiere. Dazu komme, dass die Trockenheit vielen Arten zu schaffen mache, insbesondere in den regenarmen Gebieten Bayerns, etwa dem mittelfränkischen Becken.


Weitere Ursachen seien die immer weiter um sich greifende Versiegelung, die Verfüllung von Tümpeln, die Ausräumung der Landschaft und das Fehlen von Hecken und Feldrainen. Auch die Waldrand- und Ufervegetation wurde in den letzten 70 Jahren erheblich reduziert und Wiesen wurden entwässert. Selbst in den Gärten, sowohl auf dem Land wie auch in der Stadt, seien die Nahrungsquellen verschwunden, da der Drang zum „Sauberen Garten“ weiterhin ungebrochen sei, damit aber viele Tiere zum Tod verurteilt seien.

Bei Amphibien sind die Gefährdungsbereiche vielfältig: Überwinterungshabitate werden zerstört, auf den Wanderkorridoren lauern Gefahren und viele Laichgewässer sind verschwunden. Deshalb müßten die Gefährdungen reduziert und Weiher als „Kinderstube“ erhalten bleiben. Der Bund Naturschutz ist dabei, kleine Fischteiche zu renaturieren und somit wieder Laich- und Lebensräume der Natur zurückzugeben.

Sehr wichtig sei die Aufklärung, denn vieles passiere aus Unwissenheit. Immer wieder geschehe es, dass Weiher mit Goldfischen bestückt werden – „der sichere Tod für die Kröten und Frösche“. Der Goldfisch ist nämlich ein Raubfisch und liebt die Eier der Amphibien. Somit können in einem Goldfischteich keine kleinen Fröschchen aufwachsen.

Neben dem goldfischfreien Gartenteich sind viele fischfreie Tümpel jeder Größe in der Landschaft notwendig, die Sicherung von Übergängen und Wanderwegen und deren Vernetzung bis hin zum Schutz von Insekten. Jeder Blühstreifen sei nicht nur gut ist für Bienen und Schmetterlinge, sondern auch für Frösche und Kröten.

Anschließend wurde vom Kreisvorstand das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer gewürdigt. Besonders geehrt wurden die Familie Schneider aus Pirkach und die Familie Moser von der Mauertsmühle, die seit über 30 Jahren jedes Jahr die aus den Winterquartieren ankommenden Amphibien über die Straße zu ihren Laichgewässern tragen. Ihr Engagement wurde mit einem Einkaufsgutschein belohnt. Gedankt wurde aber auch den Bauhöfe der Gemeinden und der Straßenmeisterei.


Unser Archiv-Bild stammt aus Dietfurt, wo ein Projekt zum Schutz des Feuersalamanders durchgeführt wurde
Foto: Archiv/Marlene Gmelch-Werner
31.01.24
Neumarkt: Noch 15 Amphibien-Arten
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