Lückenlose „Rettungskette“


Die Rettungskette im Landkreis Neumarkt funktioniert
Foto: Archiv/TK
NEUMARKT. Glück im Unglück für Notfallpatienten: die sogenannte „Rettungskette“ im Landkreis Neumarkt funktioniert und ist lückenlos.

Für die Erstversorgung gibt es Notärzte, die Sanitäter des Roten Kreuzes, „First Responder“ und „Mobile Retter“. Und das Neumarkter Klinikum erhielt jetzt das Qualitätssiegel „Cardiac Arrest Center“.

„Die zwei Hauptsäulen des Rettungssystems im Landkreis sind die präklinische Erstversorgung zum einen und die Weiterbehandlung dieser Patienten im Klinikum zum anderen“, sagte Professor Peter Hubert Grewe, der Chefarzt der Medizinischen Klinik I für Kardiologie/ Angiologie/ Pneumologie. Von einer funktionierenden und lückenlosen Rettungskette hänge die Überlebensrate und die Schwere bleibender Schäden ab.

Das Rettungsteam des Roten Kreuzes und die notärztliche Versorgung wird im Landkreis durch den ehrenamtlichen Einsatz von „First Respondern“ ergänzt und unterstützt. Dies sind Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren im Landkreis, die sich in ihrer Freizeit intensiv in Ersthilfe und Reanimation weiterqualifiziert haben. Angefordert von der Rettungsleitstelle leisten sie fachkompetente Ersthilfe bei Unfällen und leiten Wiederbelebungsmaßnahmen bis zum Eintreffen des Notarztes ein.

Gerade in abgelegenen Regionen könne so viel früher mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden. Die First Responder arbeiten im Bereitschaftsdienst und auf ehrenamtlicher Basis.

„Im Landkreis Neumarkt sind wir bei der Erstversorgung von Patienten mit einem Herzstillstand sogar noch einen Schritt weiter“, sagte Professor Grewe, „denn Anfang 2023 wurden zusätzlich die Mobilen Retter etabliert, die bei einem Notfall mit Hilfe einer Handy-App alarmiert werden.“ Als Mobile Retter engagieren sich Pflegekräfte, Medizinische Fachangestellte und Ärzte sowie Mitglieder der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, des Katastrophenschutzes, der DLRG und der Wasserwacht.

Parallel dazu wurden die Abläufe im Klinikum vereinheitlicht und optimiert, so dass vor einigen Wochen im Rahmen eines intensiven Zertifizierungsprozesses dem Neumarkter Klinikum das Qualitätssiegel „Cardiac Arrest Center“ zugesprochen wurde. Mit „Cardiac Arrest“ werden akute Herzkreislaufstillstände bezeichnet.

Bei der Zertifizierung federführend beteiligt waren Dr. Götz Gerresheim, Oberarzt der Interdisziplinären Intensivstation der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Stephan Kuhn, Oberarzt im Notfallzentrum sowie Dr. Christian Schmidt, leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I. „Deutschlandweit hatten Ende 2022 erst 100 Großkliniken diese Qualitätsstandards des Deutschen Rats für Wiederbelebung - German Resuscitation Council - erfüllt“, sagte Schmidt, der das neue „Cardiac Arrest Center“ leitet. „In unserem Großraum sind nur das Klinikum Nürnberg Süd und die Universitätsklinik Regensburg zertifiziert.“


„Wir haben die Übernahme von Notfallpatienten, die Kommunikation mit dem Rettungsdienst, die Notfalldiagnostik von wiederbelebten Patienten und die Intensivmedizinische Versorgung weiter verfeinert“, sagte Gerresheim. Dabei konnte man auf den seit 19 Jahren etablierten 24 Stunden-Herzkatheter-Bereitschaftsdienst sowie der langjährigen Erfahrung des Notfall- und Intensivteams aufsetzen. Unter anderem müsse der Körper wiederbelebter Patienten für einen gewissen Zeitraum kontrolliert gekühlt werden. „Auch diese komplexe Therapie wird auf unserer interdisziplinären Intensivstation seit Jahren erfolgreich angewendet“, sagte Prof. Dr. Ulrich Schwemmer, der Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin.

Der notfallmedizinische Fachexperte Prof. Dr. Uwe Kreimeier lobte im Rahmen der Zertifizierung die intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten mit dem Ziel einer hohen Ergebnisqualität bei der Behandlung reanimierter Patienten. Die implementierten Strukturen und Prozesse seien mit den hohen Qualitätskriterien und strukturellen Voraussetzungen für ein Cardiac Arrest Center konform.

24 Mitarbeiter aus verschiedenen Fachabteilungen des Klinikum Neumarkt wurden in „Advanced Cardiac Life Support“-Kursen in der Behandlung kritisch kranker Menschen nach einer Wiederbelebung weiterqualifiziert. Das Neumarkter Klinikum investierte im mittleren fünfstelligen Bereich, um diese Qualifikation und damit die Zertifizierung zu ermöglichen.

„Auch in Zeiten, in denen die Rahmenbedingungen für einen wirtschaftlichen Betrieb einer Klink schwierig sind, ist die exzellente Versorgung gerade kritisch kranker Patienten eines unserer obersten Ziele“, sagte Klinikums-Vorstand Markus Graf.


Das an der Zertifizierung beteiligte Team (v.l.): Oberarzt Dr. Götz Gerresheim, Oberarzt Dr. Christian Schmidt, Klinikvorstand Markus Graf, Oberarzt Dr. Stephan Kuhn, Chefarzt Dr. Harald Hennig, Prof. Dr. Ulrich Schwemmer. Auf dem Bild fehlt Prof. Dr. Peter Grewe
Foto: Julia Scherer
03.03.24
Neumarkt: Lückenlose „Rettungskette“
Telefon Redaktion


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