"Angst brauchen wir nicht"


Gewerkschafter bekunden ihre Solidarität mit Kollegen der Betriebe, in denen Arbeitsplätze von einer Schließung oder Verlagerung bedroht sind.
Fotos: Erich Zwick

Ein Urgestein der Neumarkter Gewerkschaftsbewegung, Karl
Schmidt, neben dem Landesvorsitzenden und Hauptredner des
DGB-Aktionstages Fritz Schösser.
NEUMARKT. Klare Worte an die Adresse der Pfleiderer-Bosse: "Droht eueren Arbeitnehmern nicht mit Arbeitsplatzverlagerung - das schafft Angst und motiviert nicht. Und Angst brauchen wir nicht in diesem unserem Land!".

DGB-Landesvorsitzender Fritz Schösser redete sich am Mittwoch Abend vor dem Neumarkter Rathaus den Zorn vom Leibe, der sich aufgrund der gegenwärtigen negativen Stimmung im Lande in ihm aufgestaut hatte.

"Ihr Arbeitnehmer, ihr Rentner, verzichtet und bringt Opfer, dann kommt alles wieder in Ordnung." Dies seien die Worte, die gegenwärtig gebetsmühlenartig gepredigt würden. Damit müsse ein- für allemal Schluss sein, forderte Schösser mit geballter Faust und Pfiffe aus Trillerpfeifen unterstrichen seine Worte aus der Zuhörerschar, die für Neumarkter Verhältnisse doch respektabel war.

Zuvor hatte DGB-Bezirksvorsitzender Willi Dürr aus Regensburg schon befürchtet, der Platz vor dem Rathaus könnte bei dem DGB-Aktionstag weitgehend leer bleiben, weil die Arbeitnehmer aus Angst vor ihren Chefs der Kundgebung fern bleiben könnten. Aber diese Vermutung erfüllte sich nicht - vielleicht auch, weil schon eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn die Deininger Blaskapelle mit flotter Musik die Zuhörerschaft anlockte.

Während die Repräsentanten aus dem Arbeitnehmerlager in reicher Zahl erschienen waren, vermisste Willi Dürr Mandatsträger der Partei, "die mit dem Christentum in ihrem Namen hausieren geht". "Die kommen erst wieder, wenn sie Arbeitnehmerstimmen für die nächste Wahl brauchen", merkte er nicht ohne Bitterkeit an.

"Der Druck der Straße muss so groß werden, dass man uns hört" und "wer sich nicht rührt, geht unter", rief Hans-Georg Spille von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung in seinem Grußwort aus, wofür er gleichfalls frenetischen Beifall gezollt bekam und er setzte noch eins drauf: "Den Sozialabbau dürfen wir nicht klaglos hinnehmen", rief er zu einem Zusammenstehen von DGB und KAB auf.

Soziale Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten prangerte anschließend Fritz Schösser in seiner immer wieder von Applaus unterbrochenen "Abrechnung" mit den Bossen an. "Wir wollen nicht, dass die Reichen immer noch reicher und die Arbeitnehmer immer ärmer werden", fasste er zusammen, ehe sich DGB-Kreisvorsitzender Michael Meyer in seinem Schlusswort für die klaren Worte seines großen Landesvorsitzenden überschwänglich bedankte.

Tief beeindruckt gingen die durch den DGB-Aktionstag gestärkten Gewerkschafter auseinander, und im Rathausdurchgang stupste einer seinen Nachbarn an und raunte ihm zu: "Hätten wir nur mehr Schösser und weniger Scheisser..."
Erich Zwick


Die Deininger Blaskapelle sorgte für die musikalische Umrahmung des DGB-Aktions-"Abends".
15.11.06
Neumarkt: "Angst brauchen wir nicht"
Telefon Redaktion


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