"Kein Ruhmesblatt"

NEUMARKT. Kreisrat Josef Mayer bezeichnete die Ergebnisse im jüngst veröffentlichten "Prognos-Familienatlas" des Bundesministeriums in Berlin als "Bankrotterklärung für eine fortschrittliche Familienpolitik" im Landkreis Neumarkt: "Da werden wir als passiver Landkreis eingestuft", so Mayer, "das ist doch kein Ruhmesblatt".

Vor allem, weil der Landkreis ja sonst vor allem finanziell auch gut da stehe ist man bei der SPD enttäuscht, daß Neumarkt von den 439 Landkreisen vor allem in den Bereichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf und Kleinstkinderbetreuung einen der letzten Ränge einnimmt.

"Traurig", fand das auch die Sprecherin der Kreistagsfraktion, Carolin Braun. Da müsse man sich dann nicht wundern, wenn gerade hoch qualifizierte junge Leute abwandern, weil man hier seine Kinder nicht gut aufgehoben wisse: "Wir müssen auch als Landkreis endlich vorangehen, mit gutem Beispiel."

Die SPD Kreistagsfraktion forderte in dem Zusammenhang wiederholt die Einrichtung eines Kinderhortes für das Personal im Klinikum. Gerade dort sei Bedarf gegeben durch die Arbeitszeiten und den hohen Frauenanteil bei den Beschäftigten. Als einer der größten Arbeitgeber sei der Landkreis als Vorbild in Zugzwang. "Die Demografie können wir nicht aufhalten, aber wir sind in der Pflicht, unsere Attraktivität als Wohn- und Lebensort zu steigern," erklärte Carolin Braun.

Auch der Landratskandidat André Radszun sprach sich dafür aus, dass Familien unterstützt werden müssten, wo immer dies möglich sei. Es sei auch Aufgabe der Kommunalpolitik, diese Unterstützung zu gewährleisten.

Barbara Schierl kämpft in Berching schon lange um eine kommunale, bezahlbare Kinderbetreuung auch für Kinder unter drei Jahren. Tagesmütter seien als zusätzliches Angebot schon gut, aber man müsse doch gerade auch für geringer verdienende berufstätige Mütter ein kommunales Angebot schaffen, das nicht gleich den halben Verdienst wieder auffrisst.

Bedenklich sei, dass man sich auch in den Landkreiskommunen auf diese "teure Kleinstkinderbetreuung des Landkreises" zurückziehe - so zuletzt auch in Velburg geschehen.

In dem Bericht des Bundesministeriums wurde auch deutlich, dass Neumarkt bei den Klassenstärken in den Schulen fast Schlusslicht ist (Rang 414 von 439 ). Das fand Dirk Lippmann als weiteres Signal, dass auf alle Fälle auch in Schulbauten investiert werden müsse. "Wenn, wie an der Knabenrealschule geschehen, aufgrund von Raumnot Klassen nicht geteilt werden können, wenn schon mal die Lehrerzuweisung funktionieren würde - dann ist doch auch der Landkreis zu spät dran mit dem Erweiterungsbau."

Wir wollen unseren Landkreis nicht schlecht reden, sagte Carolin Braun als Fazit: "Aber man sollte auch Handlungsbedarf dort erkennen, wo tatsächlich Defizite sind - und endlich handeln!"
30.10.07
Neumarkt: "Kein Ruhmesblatt"
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