Gerade noch schwarze Zahlen


Die Pfleiderer-Firmenzentrale in Neumarkt.
Foto: Pfleiderer AG
NEUMARKT. Die Neumarkter Pfleiderer AG hat im ersten Quartal die Wirtchaftskrise deutlich gespürt: Umsatz wie auch zentrale Gewinnkennziffern gaben zwischen Januar und März deutlich nach. Das Unternehmen will seinen Sparkurs strikt fortfahren und auch heuer 80 Millionen Euro einsparen.

Die Konzernumsätze fielen mit 358 Millionen Euro um 23,5 Prozent hinter den Wert des Vorjahresquartals zurück. Die Lagerbestandsbereinigungen auf Kundenseite setzten sich zu Beginn dieses Jahres fort, so dass insbesondere die erste Quartalshälfte noch von einer sehr schwachen Nachfrage geprägt war, hieß es am Mittwoch bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen.

"Personalmaßnahmen"

NEUMARKT. Pfleiderer will im Rahmen seines Sparprogramms im laufenden Jahr auch "Personalmaßnahmen" nicht ausschließen, hieß es bei einer Telefon-Pressekonferenz am Mittwoch-Vormittag (Bericht hier).
Negativ belastet haben den Umsatz darüber hinaus Wechselkurseffekte in Höhe von 14,1 Millionen Euro. Die nicht ausgelasteten Kapazitäten übten über nahezu alle Produktgruppen Druck auf die Preise aus. Der Auslandsanteil am Umsatz betrug 70,6 Prozent, verglichen mit 72,2 Prozent vor einem Jahr.

Dank niedrigerer Rohstoffpreise und konsequenter Effizienzsteigerungsmaßnahmen konnte die Bruttomarge der Pfleiderer AG gegenüber dem Vorjahr auf 28,7 Prozent gesteigert werden. Die Leimpreise, die indirekt mit einer Verzögerung von einem halben Jahr den gesunkenen Ölpreisen folgen, haben sich gegenüber den Spitzenwerten des letzten Jahres mehr als halbiert. Auch deswegen sank die Materialkostenquote gegenüber dem Vorquartal um 4,4 Prozentpunkte.

Das Ergebnis vor Zinsen, Ertragssteuern und Abschreibungen (EBITDA) nahm in den ersten drei Monaten 2009 um 12,7 Prozent auf 52,7 (Q1 2008: 60,4) Millionen Euro ab. Der im Vergleich zum Umsatz unterproportionale Ergebnisrückgang resultierte neben Kostensenkungen bei den Rohstoffen auch aus der Auflösung nicht mehr benötigter Rückstellungen. Die EBITDA-Marge belief sich auf 14,7 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ging gegenüber dem Vorjahresquartal um 28,5 Prozent auf 23,0 (Q1 2008: 32,2) Millionen Euro zurück. Hier wirkten sich die höheren Abschreibungen als Folge einer Sonderabschreibung in Höhe von 4,0 Millionen Euro aus. Die Abschreibungen stiegen von 28,2 Millionen Euro auf 29,7 Millionen Euro im ersten Quartal 2009.

Im Finanzergebnis von -16,4 Millionen Euro wirkten sich nicht operative Belastungen aus der stichtagsbezogenen Marktpreisbewertung von Finanzpositionen in Fremdwährungen mit -2,4 Millionen Euro und Devisentermingeschäfte sowie Zinssicherungsgeschäfte mit -2,5 Millionen Euro aus. Im Vorjahresquartal beinhalteten die sonstigen Positionen im Finanzergebnis einen negativen Beitrag von 5,7 Millionen Euro.

Das Ergebnis der fortzuführenden Aktivitäten blieb mit 4,0 Millionen Euro um 63,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Unter Berücksichtigung der Anteile von Minderheitsgesellschaftern von -1,2 Millionen Euro sowie der Ansprüche der Hybridkapitalgeber in Höhe von 4,6 Millionen Euro beläuft sich der Ergebnisanteil für die Aktionäre der Pfleiderer AG damit auf 0,1 Millionen Euro verglichen mit 5,3 Millionen Euro vor einem Jahr. Daraus ergibt sich ein unverwässertes Ergebnis je Aktie von 0,00 Euro nach 0,10 Euro für das Vergleichsquartal des Vorjahres.

"Mit unserem Quartalsergebnis können wir mit Blick auf die Marktlage gerade noch zufrieden sein. Ohne die von uns frühzeitig eingeleiteten Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und zur Reduktion der Kosten stünden wir heute deutlich schlechter da", sagte Hans H. Overdiek, Vorstandsvorsitzender der Pfleiderer AG, anlässlich der Vorlage der Quartalsergebnisse. "Wir sind zuversichtlich, die Krise gut zu meistern und als einer der Gewinner hieraus hervorgehen zu können. Zuversichtlich stimmt uns auch, dass die Nachfrage unserer Kunden im ersten Quartal seit dem Umsatztiefpunkt im Dezember vergangenen Jahres wieder angezogen hat", so Overdiek weiter.

Westeuropa durch stark rückläufigen Export geprägt

Im ersten Quartal 2009 verzeichnete die Region Westeuropa im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einen Umsatzrückgang von 24,3 Prozent auf 197,0 Millionen Euro. Das Vorjahresquartal war dabei durch ungewöhnlich hohe Umsätze gekennzeichnet. Innerhalb von Westeuropa war zudem eine regional signifikante Abweichung der Umsatzentwicklung feststellbar. Exporte aus Deutschland waren gegenüber dem Vorjahr stark rückläufig, während die Inlandsnachfrage relativ stabil blieb.

Im Objektgeschäft schreibt die Pfleiderer AG nach wie vor gute Zahlen, dagegen zeichnet sich im Geschäft mit Büro- und Ladenmöbeln eine Abschwächung ab. Die Nachfrage nach beschichteten Platten stellte sich besser dar als im Bereich Rohspan und Roh-MDF. Schwierig ist und bleibt der Markt für Bodenbeläge in Westeuropa.

Für alle Bereiche gilt, dass die am Markt bestehenden nicht ausgelasteten Kapazitäten in allen Produktgruppen erheblichen Druck auf die Verkaufspreise ausüben. Das EBIT sank in Westeuropa von 32,0 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf 8,4 Millionen Euro. Das Ergebnis war durch außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 4,0 Millionen Euro belastet. Die EBIT-Marge reduzierte sich dadurch auf 4,2 Prozent.

Osteuropageschäft durch Wechselkurse belastet

In Osteuropa wirkte sich die Finanzkrise sowohl auf die Wechselkurse wie auch auf die Binnennachfrage aus. Der starke Rückgang der Rohstoffpreise hat nach Angaben des IWF in Russland zu einer tiefen Rezession geführt, während Polen mit einer moderaten Schrumpfung von 0,7 Prozent rechnen muss. Bei Holzwerkstoffen lag die Nachfrage in Russland rund ein Viertel unter dem hohen Niveau des Vorjahres, während Polen einen Rückgang um ca. 10 Prozent aufweist.

Neben diesem Mengenrückgang führten der Preisverfall in lokaler Währung sowie die Währungsabwertung in Osteuropa zu einem Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahresquartal von 37,8 Prozent auf 65,5 Millionen Euro. Davon entfielen allein 15 Prozentpunkte auf Währungseffekte. Während die Nachfrage nach Rohspanplatten stark zurückging, blieb sie bei Roh-MDF nahezu stabil, bei beschichtetem MDF wurde ein Wachstum verzeichnet.

Wegen der Währungsschwäche in Polen konnten die Kunden, die zu einem Großteil Möbel für den Export herstellen, ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern und wieder mit einer vermehrten Nachfrage aus dem Ausland rechnen. Das EBIT blieb in Osteuropa mit 4,4 Millionen Euro nahezu auf dem Niveau des Vorjahres. Die EBIT-Marge erhöhte sich von 5,0 Prozent auf 6,8 Prozent im aktuellen Berichtszeitraum.

Nordamerika bei Umsätzen nahezu auf Vorjahresniveau

In Nordamerika geht die Rezession in das dritte Jahr, beginnt aber abnehmende Schrumpfungsraten zu zeigen. In diesem immer noch schwierigen Umfeld hat die Pfleiderer AG besser abgeschnitten als der Markt und beim Umsatz einen Rückgang von nur noch 5,7 Prozent auf 104,5 Millionen Euro verzeichnet. Beschichtete Produkte haben dabei relativ besser abgeschnitten als Rohspan und Roh-MDF. Auch bei Fußbodenbelägen konnten weitere Marktanteile gewonnen werden.

Die Nachfrage der Büro- und Küchenmöbelhersteller blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück. Aufgrund der im Markt bestehenden nicht ausgelasteten Kapazitäten sanken die Preise auch im Berichtsquartal weiter. Die gesunkenen Rohstoffkosten sowie ein rigides Kostenmanagement haben auf der Ertragseite für Entlastung gesorgt. Damit stieg das EBIT von 1,0 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf 6,1 Millionen Euro im ersten Quartal 2009. Der Wiederaufbau des nach Moncure/USA verlagerten MDF-Werks schreitet voran, die Inbetriebnahme ist abhängig von der Marktlage nach wie vor für das vierte Quartal 2009 vorgesehen.

Der operative Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit ist im abgelaufenen Quartal mit -37,6 Millionen Euro negativ. Dies hängt zum einen mit dem geringeren Ergebnisbeitrag und dem Rückgang der Rückstellungen um 21,3 Millionen Euro gegenüber dem Jahresende zusammen. Zum anderen ist hierfür ein Anstieg der Forderungen verantwortlich, die aufgrund des im Vergleich mit Dezember 2008 deutlich höheren Geschäftsvolumens im März 2009 zunahmen. Die Investitionen inklusive geleisteter Anzahlungen beliefen sich im Berichtsquartal auf 29,4 Millionen Euro nach 20,6 Millionen im Vorjahr.

Ein Großteil davon entfiel auf die Region Nordamerika, wo hauptsächlich wegen des Aufbaus des neuen MDF-Standorts in Moncure/ USA 18,3 Millionen Euro investiert wurden. Die Eigenkapitalquote nahm im ersten Quartal aufgrund von Wechselkurseffekten leicht auf 36,3 Prozent ab. Die Nettoverschuldung des Konzerns erhöhte sich gegenüber Jahresende von 635,5 Millionen Euro auf aktuell 715,8 Millionen Euro, wodurch das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital (Gearing) auf 103,3 Prozent stieg.

Zusätzliche Einsparungen in Höhe von 80 Millionen Euro geplant

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Finanzmarktkrise geht die Pfleiderer AG für 2009 auch weiterhin von einer schwierigen Entwicklung des Gesamtmarktes aus. In allen Segmenten wird mit Preis- und Mengenrückgängen gerechnet, die durch die gute relative Kostenposition über Marktanteilsgewinne teilweise ausgeglichen werden sollen. Im Fokus stehen ein striktes Cashflow-Management und die 2008 begonnenen Kostensenkungsmaßnahmen, die fortgeführt und durch weitere Einsparungen in Höhe von 80 Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr ergänzt werden.

Westeuropa wird durch eine weitere Abkühlung der Nachfrage mit gegenüber 2008 rückläufigen Margen gekennzeichnet sein. Hier steuert die Pfleiderer AG mit der kontinuierlichen Verbesserung der Produktivität und einem Ausbau der Exportaktivitäten entgegen. In Osteuropa wird sich der weitere Hochlauf des neuen MDF-Werks im polnischen Grajewo positiv auswirken. Gleiches gilt für die zusätzlichen Kapazitäten, die in der zweiten Jahreshälfte 2008 in Novgorod/Russland geschaffen wurden. Der Werksneubau des MDF-Werks an diesem Standort wird zeitlich gestreckt fortgesetzt. In Nordamerika wird mit einer moderaten Erhöhung des Geschäftsvolumens durch die Gewinnung von Marktanteilen und durch das neue Spanplattenwerk in Moncure/USA gerechnet. Hier soll im vierten Quartal 2009 auch das im kanadischen La Baie abgebaute MDF-Werk abhängig von der Marktlage wieder in Betrieb genommen werden.
20.05.09
Neumarkt: Gerade noch schwarze Zahlen
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
Zur Titelseite neumarktonline
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
18. Jahrgang