Neonazi-Randale in Neumarkt


Ein Schal mit dieser Aufschrift wurde am Tatort gefunden
NEUMARKT. Ein Gruppe mutmaßlicher Neonazis randalierte in einem Neumarkter Cafe und demonstrierte danach vor der Neumarkter Polizei.

Zweimal innerhalb einer Nacht tauchte ein Trupp mutmaßlicher Rechtsextremisten vor der Neumarkter Polizei auf, um gegen die Festnahme eines Gesinnungsgenossen zu demonstrieren, der zuvor einen von der Polizei ausgesprochenen Platzverweise nicht befolgt hatte.

Bei dem Polizeieinsatz in den frühen Morgenstunden wurden auch zwei besoffene 14jährige Jugendliche angetroffen, die ihren Eltern übergeben wurden.

Möglicherweise stehen die Zwischenfälle in Zusammenhang mit einer Reihe von Schmierereien und Sachsbeschädigungen in Dietfurt (wir berichteten).

Nach Angaben der Polizei vom Dienstag war es in der Nacht zum Sonntag im Stadtgebiet von Neumarkt zu einer Auseinandersetzung gekommen, deren Hintergründe noch abzuklären sind und die einen längeren polizeilichen Einsatz erforderten. Schauplatz war ein Cafe in der Neumarkter Innenstadt, wo sich Mitglieder einer Gruppierung auführten, die nach Einschätzung der Polizei dem "rechtsextremistischen Spektrum zuzuordnen ist".

Der Rädelsführer, ein 30jähriger Mann aus Mittelfranken, trieb dies so weit, daß der verantwortliche Wirt die Polizei holte. Die verständigten Polizeistreifen erteilten dem Mann einen Platzverweis, was den jedoch gar nicht zu interessieren schien. Folge war, dass ihn die Beamten zur Verhütung weiterer Straftaten in Polizeigewahrsam nahmen.

In der Gruppierung fanden sich auch zwei alkoholisierte 14jährige Burschen, die zu dieser frühmorgendlichen Stunde an die Erziehungsberechtigten übergeben wurden.

Außerdem wurden bei einem 25jährigen Mann ein Böller gefunden, dessen Erwerb und Besitz einen Verstoß nach dem Sprengstoffgesetz darstellt.

Später in der Nacht gegen 3 Uhr tauchten dann Mitglieder der Gruppierung vor der Polizeidienststelle auf, beleidigten die Polizisten und forderten allen Ernstes lautstark die Freilassung ihres Gesinnungsgenossen.

Mit Unterstützung mehrerer Polizeistreifen konnte die Situation beruhigt werden und nach Feststellung der Personalien zogen die "Demonstranten" wieder in die Innenstadt ab.

Gegen 7.15 Uhr kamen erneut mehrere Personen zur Polizeidienststelle, um sich nach dem Verbleib ihres Freundes zu erkundigen. Dabei entrollten sie vor dem Gebäude ein Transparent, auf dem der Name einer im Landkreis Neumarkt agierenden rechtsorientierten "Kameradschaft" stand. Wenige Minuten später zogen sie wieder in Richtung Stadtmitte.

Der über die Nachtstunden in Polizeigewahrsam sitzende 30jährige Mann wurde nach Entscheidung des kontaktierten Ermittlungsrichters des Amtsgerichts Nürnberg gegen 10.15 Uhr aus dem Gewahrsam entlassen.

Wegen der "politischen" Dimensionierung übernahm nach Absprache das Kommissariat Staatsschutz der Kripo Regensburg die weitere Sachbearbeitung. Deren Ermittlungen zu möglichen strafrechtlich relevanten Taten sind noch im vollen Gange.

Mit den Vorkommnissen in Neumarkt könnten Nazischmierereien und Sachbeschädigungen an Autos in Zusammenhang stehen, die in der Nacht zuvor im Gemeindebereich Dietfurt auftauchten. Mit den ersten Ermittlungen befasst war dabei jeweils die Polizeiinspektion Parsberg.

Ein Passant hatte eine Sachbeschädigung an einem Döner-Stand festgestellt. An dem in der Bahnhofstraße abgestellten Verkaufswagen waren Hakenkreuzschmierereien angebracht und zwei Reifen zerstochen und beschädigt worden. Außerdem war ein Stromkabel mehrfach durchtrennt. Gleiche Nazisymbole fanden sich an dem gegenüberliegenden Bushäuschen und an der östlichen Gebäudeseite der Sieben-Täler-Halle, weshalb die Stadt Dietfurt als Träger Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattete.

Im Zusammenhang zu diesen beiden Taten dürften möglicherweise die Sachbeschädigungen an 15 Fahrzeugen stehen, die vor einem Autohaus in der Kelheimer Straße abgestellt waren. Der 55jährige Eigentümer entdeckte diese Beschädigungen am Samstag. Der Schaden liegt mit Sicherheit im vierstelligen Bereich. Einen genaue Auflistung dazu steht noch aus.

Auf dem Areal des Autohauses wurde ein schwarzer Wollschal mit der Aufschrift "Power Kids" gefunden. Der könnte einem der unbekannten nächtlichen Täter gehören.

Die Kriminalpolizeiinspektion Regensburg bittet um Hinweise unter Telefon 0941/506-2888.
16.11.10
Neumarkt: Neonazi-Randale in Neumarkt
Telefon Redaktion


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