Gedanken zur Fastenzeit

Von Dekan Monsignore Richard Distler

In geselligen Gruppen, bei Kaffeekränzchen, bei Familien- oder Klassentreffen wird gern übers Essen geredet. Da wird unterstrichen, was einem schmeckt oder nicht schmeckt, was man gerne kocht und serviert, was dick oder schlank macht oder was kalorienarm und dennoch bekömmlich ist.

Übers Essen muss man ja auch reden, denn, so sagt ein Sprichwort, "Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen". Auch in der kommenden Fastenzeit wird gewiss viel übers Essen geredet. Da nimmt sich mancher unter uns vor: Mehr Bewegung und weniger Essen, Verzicht aufs Naschen und Rauchen oder mehr Sport und weniger Fernsehen. Immerhin gilt heute "Hager und Mager" als Schönheitsideal. Und dennoch berichten die Zeitungen davon, dass die Deutschen zu dick seien und das sei schon so bei mehr als einem Drittel aller Kinder. Seltsam: Auf der einen Seite Schlankheit als Ideal und auf der anderen Seite Übergewicht.

Woran liegts? Vielleicht haben wir es immer noch nicht gelernt, mit unserem Wohlstand und mit unseren reich gedeckten Tischen, Märkten und Supermärkten richtig umzugehen? Anscheinend hatte man das bereits in der Antike besser im Griff. Vielleicht lassen wir uns zu sehr von der Werbung locken und setzen das Denken außer Kraft. Vielleicht reden wir allzu schnell von Disziplin und Selbstbeherrschung, haben uns aber selber nicht im Griff. Ja selbst die Aufschrift auf Zigarettenschachteln "Rauchen kann tödlich sein" schreckt nicht davon ab, es dennoch zu tun. Brauchen wir vielleicht andere Maßstäbe, die uns wachrütteln und in gesunde und vernünftige Bahnen lenken? Brauchen wir vielleicht eine gemeinsame Zeit, wo man sich gegenseitig bestärkt und wo es leichter ist, das "Zuviel" in Schach zu halten? Oder braucht es sogar ein höheres Ideal und Ziel, das uns sagt: Fasten und Verzicht kann etwas Schönes und Befreiendes sein?

Die kommende Fastenzeit oder Österliche Bußzeit möchte uns solche Zielvorgaben geben. Aber worum geht es da dem Glauben und der Kirche? Es geht hier absolut nicht um moralische Appelle oder Superleistungen im Abspecken. Heute am Aschermittwoch ist zunächst mal ein Tag, der "Stop" sagt. "Mensch halt inne, halt ein! Was zählt denn wirklich im Leben? Woher kommst du, wer bist du und wohin gehst du?" Dieser merkwürdige Tag erinnert uns mit dem Aschenkreuz ziemlich abrupt an unsere Vergänglichkeit und Sterblichkeit. "Gedenke o Mensch, Staub bist du". Dann aber lädt uns dieser Tag ein, über ein anderes und neues Trainingsprogramm nachzudenken: das ist Fasten. Aber wie fasten? Fasten ist mehr als nur abspecken, sondern weniger essen, einfacher leben, sinnvoller essen und das Weniger genießen. Dann: Beten, aber wieso? Beten entspannt und entlastet. Beten gibt innere Ruhe, Sicherheit und Geborgenheit in Gott, allem voran im Gottesdienst. Und dann: "Almosengeben". Das ist das alte Wort. Heute würde man sagen: Teilen mit den Schwachen, sich einschränken, um andere zu beschenken, großzügig sein, um andere zu erfreuen und glücklich zu machen. Das kann man mit Spenden tun oder oft noch mehr mit dem Almosen der Liebe, der Herzlichkeit und der kleinen Aufmerksamkeiten des Alltags.

Wer also ein höheres Ideal und eine übergeordnete Zielangabe oder gar Vision anvisiert, für den wird Fasten wirklich etwas Belebendes, Beglückendes und Befreiendes. Oder wie es die Liturgie von der Aschermittwochsmesse zum Ausdruck bringt. "Denn durch das Fasten des Leibes hältst du die Sünde nieder, erhebst du den Geist und gibst uns die Kraft und den Sieg durch unsern Herrn Jesus Christus".
12.02.13
Neumarkt: Gedanken zur Fastenzeit
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