Im Stall umgesehen

NEUMARKT. Die CSU-Kreistagsfraktion sah sich im Kuhstall um - und diskutiert dann über Chancen und Probleme in der Landwirtschaft.

Nicht nur der moderne Stall mit Melkroboter und Futterkreisel, der wie von Geisterhand geschoben nach einprogrammiertem Rhythmus das Futter in die Fressrinne schiebt, haten die Fraktion bei ihrem Abstecher zum Bauernhof der Familie Hollweck in Berg beeindruckt. Es waren auch die Motivation und die Perspektiven des jungen Landwirts für diese Investition. Dies sei ein gutes Beispiel für die Chancen der Landwirtschaft im Landkreis, hieß es. Darum ging es dann auch in der anschließenden Diskussionsrunde im Gasthaus „Lindenhof“.


Peter Hollweck aus Ammelhofen stellte dort kurz seinen Betrieb vor, der mit Milchviehhaltung, Photovoltaik- und Biogasanlage sowie Waldbestand auf mehreren Standbeinen stehe. Damit sei man wirtschaftlich einigermaßen abgesichert. Aber die Arbeitsbelastung sei zu einer Falle geworden, aus der man nicht mehr herauskomme. Gerade die Automatisierung fordere hier ihren Tribut. Sie brauche eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Dazu gelte es noch einen "Bürokratisierungswahn" zu bedienen, der seinesgleichen suche.

Das könne man alleine nicht mehr schaffen, hieß es vom Bauern. Deshalb werden sich seiner Meinung nach die Familienbetriebe zu Arbeitgeberbetrieben entwickeln. Dazu benötige man aber Fachpersonal, das gut ausgebildet sei. Dazu sollten jetzt die Weichen gestellt werden, weil damit auch ein positiver gesellschaftlicher Wandel in den Dörfern verbunden sei.

Diese Anregung rief Altlandrat Albert Löhner auf den Plan, der an das jahrelange Bemühen um eine Kombiausbildung erinnerte. Der Ausbildungsberuf des Landwirts sollte dabei mit anderen Berufsfeldern gekoppelt werden. Genau diese Leute brauche man heute. In die gleiche Kerbe schlug auch BBV-Kreisobmann Martin Schmidt, der die Ausbildung wieder gerne im Landkreis hätte. Zugleich bedauerte er den "Preiskampf der großen Unternehmen auf dem Rücken der Landwirte".

Die langjährige Kreis- und jetzige Bezirksbäuerin Stilla Klein, die zuvor kurz am Hof ihr Projekt der Bio-Eier-Vermarktung vorgestellt hatte, verwies auf eine fehlende Akzeptanz der Landwirtschaft in der Bevölkerung. Die negativen Schlagzeilen über nicht artgerechten Tierhaltung rücke ganze landwirtschaftliche Berufssparten in ein schlechtes Licht.

Mit der Direktvermarktung, die im Landkreis sehr gut funktioniere, sei sie zwar ganz nah am Verbraucher und könne ein besseres Bild der Landwirtschaft vermitteln. Aber die Direktvermarktung sei nur ein kleines Segment und die Veredelungsbetriebe hätten außerdem mit großen Nachwuchssorgen zu kämpfen. Die ausufernde Bürokratie leiste auch hier ihren Beitrag. Die kleinen Familienbetriebe würden den großen Unternehmen gleichgesetzt. Da sei man einfach überfordert, fühle sich dem Dokumentationszwang ausgeliefert und verliere die Freude.

Gemeinsam mit Landrat Willibald Gailler wolle man neue Initiativen starten und den Landwirten den richtigen Stellenwert in der Gesellschaft sichern“, sagte der Fraktionsvorsitzende Josef Köstler zum Abschluss der Diskussion.
19.07.15
Neumarkt: Im Stall umgesehen
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