NEUMARKT. Der Landkreis ist auf dem Weg zur Strom-Autarkie - und die Gemeinde Berg zum Beispiel ist rechnerisch dort längst angekommen.
25.262 MWh werden in Berg jährlich verbraucht, aber gleichzeitig 30.789 MWh an erneuerbaren Energien (EE) produziert. Im Landkreis liegt der EE-Anteil immerhin bei 85 Prozent - in Bayern bei 26 Prozent.
Der EE-Strom in der Gemeinde Berg setzt sich zusammen aus 6.478 MWh/Jahr Solarstrom, 19.837 MWh/Jahr durch sechs Windkraft-Anlagen, 36 MWh/Jahr Wasserkraft und 4.427 MWh/Jahr Biomasse.
Bürgermeister Helmut Himmler hatte vor Jahren das Ziel ausgegeben, bis Ende 2011 einen 35-Prozent-Anteil von lokal erzeugtem EE-Strom im Gemeindegebiet Berg mit 34 Orten und aktuell 7.937 Einwohnern auf einer Fläche von 65 Quadratkilometern zu erreichen.
Diese Ziele wurden inzwischen weit übertroffen, denn im Sommer 2015 weist die Gemeinde Berg eine Quote von 122 Prozent aus – der ins Netz eingespeiste EE-Anteil ist also höher als der gesamte Verbrauch in der Gemeinde.
Zum Vergleich die EE-Anteile:
Bundesrepublik Deutschland: 25 Prozent
Bayern 26 Prozent
Oberpfalz 31 Prozent
Landkreis Neumarkt 85 Prozent
Die Gemeinde Berg arbeitet seit zehn Jahren an der Modernisierung und energetischen Optimierung sämtlicher kommunaler Liegenschaften. Die Grundschule Sindlbach, die Mittelschule und das Ganztagsschulgebäude in Berg, das Klärwerk, die Zentrale der Wasserversorgung in Berg, der Bauhof, das Gemeinschaftshaus Loderbach und das Haus des Dorfes in Hausheim wurden bereits modernisiert und derzeit wird mit dem Sportzentrum Berg mit Hallenbad das bedeutendste Projekt mit dem größten Energie-Optimierungspotential vorbereitet, sagte der Bürgermeister.
Danach werden das Rathaus I und auch die Kindergärten sowie die Feuerwehrhäuser einer Generalsanierung unterzogen. Die beiden Kinderkrippen sind neu, so dass in absehbarer Zeit kein Finanzierungsbedarf ansteht.
Bürgermeister Helmut Himmler wies darauf hin, dass neben dem Ausbau der sogenannten erneuerbaren Energien insbesondere die Energieeinsparung im öffentlichen, privaten und wirtschaftlichen Bereich eine bleibende Aufgabe der kommenden Jahrzehnte bleiben wird.
Himmler sieht auch keinen Grund, die Bedrohung durch die "Monstertrasse" HGÜ Süd-Ost für erledigt zu betrachten. Die Bürgerinitiativen seien sehr wachsam und man werde sehen, welche neuen Planungen die Netzbetreiber Tennet und Amprion vorlegen werden. Durch eine räumliche Verlegung der Süd-Ost-Passage nach Ostbayern sei letztlich im Sinne einer wahren Energiewende nichts erreicht.
Im Landkreis Neumarkt zeige man, dass die Energiewende durch dezentral erzeugten Strom durchaus möglich sei. Der Landkreis Neumarkt mit seinen 128.000 Einwohnern in 19 Gemeinden sei konsequent auf dem Weg in die bilanzielle Stromautarkie.
Von enormer Bedeutung einer dezentralen Energiewende ist nach Aussagen Himmlers der regionalwirtschaftliche Zusammenhang. Im Landkreis Neumarkt werden aktuell 614.603 MWh/Jahr EE-Strom erzeugt. Die Vergütung für die Einspeisung in das Stromnetz erhöhe die regionale Wertschöpfung mitsamt der Kaufkraft in der Region erheblich, wodurch die Binnenwirtschaft im Landkreis und in der Region durch Wachstum gestärkt werde.