900 Lehrstellen blieben im Bereicch der Handwerkskammer unbesetzt
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NEUMARKT. Der Fachkräftebedarf, die Digitalisierung und das Thema Betriebsnachfolge beschäftigen das ostbayerische Handwerk.
Das neu aufgestellte sechsköpfige Präsidium und die neue Geschäftsführung der Handwerkskammer waren sich einig, dass diese drei Themen das Handwerk in nächster Zeit besonders fordern werden.
Die wirtschaftliche Lage sei im ostbayerischen Handwerk zwar sehr gut, gerade deshalb dürfe man aber nicht vergessen, den Blick in die Zukunft zu richten und sich zu wappnen, so die Handwerksvertreter.
Qualifiziertes Personal dringend benötigt
„Die Akquise von hochqualifizierten Mitarbeitern und Auszubildenden ist eine der größten Herausforderungen, die wir im Handwerk haben“, sagte HWK-Präsident Dr. Georg Haber. Zum Start in das Ausbildungsjahr im vergangenen August sind im Kammergebiet über 900 Lehrstellen unbesetzt geblieben. „Um wettbewerbsfähig zu bleiben und für Kunden weiterhin der verlässliche Partner für individuelle Problemlösungen zu sein, brauchen wir aber unbedingt qualifiziertes Personal.“ Aktionen wie beispielsweise die „vertiefte Berufsorientierung“, Lernwerkstätten oder landes- und bundesweite Kampagnen sollen Abhilfe schaffen.
Einsatz digitaler Werkzeuge in Zukunft von Nöten
Außerdem befindet sich das Handwerk mitten im digitalen Wandel. „Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen besteht aber die Gefahr, den Anschluss zu verlieren und den rasant steigenden Kundenansprüchen nicht gerecht werden zu können“, so Haber weiter. Zwar werde das Handwerk weiterhin „Hand-Werk“ bleiben, doch werde es ohne den Einsatz neuer technischer Errungenschaften nicht gelingen, im Wettbewerb zu bestehen. Anzusetzen sei bereits in der Ausbildung. So stellt sich die Handwerkskammer mit einem Digitalisierungszentrum in Schwandorf neu auf, das in den kommenden zwei Jahren in Betrieb gehen soll.
Viele Betriebe suchen einen Nachfolger
Eine weitere Herausforderung ergibt sich für rund 11.000 Betriebe, die im Laufe der nächsten zehn Jahre zur Übergabe anstehen. „Deren Inhaber sind 55 Jahre und älter, die Betriebe stehen also kurz vor einem Generationenwechsel“, sagte der neue Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger. Sei dieser familienintern nicht möglich, könne das zur Herausforderung werden. Andererseits betonten die Kammervertreter die Chancen, die sich für externe Fachkräfte ergeben. Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat deshalb zusammen mit den bayerischen Handwerkskammern sowie den Industrie- und Handelskammern die „Offensive Unternehmensnachfolge Bayern“ ins Leben gerufen, um die Öffentlichkeit stärker für das Thema Nachfolge zu sensibilisieren.
Die Teilnehmer einigten sich darauf, im neuen Jahr die Bestrebungen hinsichtlich dieser drei Hauptthemen auszuweiten.