"Grünes Licht" für Heizkraftwerk


Die Anlage in Pfaffenhofen.
Fotos: eta
NEUMARKT. Der Neumarkter Stadtrat hat sich am Samstag in einer Sondersitzung für den Bau eines mit Biomasse betriebenen Heizkraftwerks am Stadtrand bei Holzheim ausgesprochen. Und auch die Firma Pfleiderer sieht das Projekt nicht mehr als Konkurrenz.

In der für Neumarkter Verhältnisse sehr harmonisch verlaufenen Sitzung vor zahlreichen Zuhörern vor allem aus dem Raum Holzheim waren sich alle Fraktionen einig, daß die Stadt den Bau einer Biomasse-Heizkraftanlage angehen soll. Wenn die nun bevorstehenden Detailplanungen gut laufen, sollen noch heuer die ersten Bagger rollen.

Und auch die Unstimmigkeiten mit dem Pfleiderer-Konzern - der die städtischen Planungen als mögliche Konkurrenz bei den Holzpreisen beargwöhnte (wir berichteten) - sind offenbar weitgehend geklärt. Oberbürgermeister Thomas Thumann berichtete von Gesprächen mit dem Unternehmen, in dem die Stadt darauf hingewiesen habe, daß bei Holzheim ausschließlich Abfallholz aus den Wäldern verfeuert werden soll - keine Hackschnitzel und auch keine Holzpellets.

Damit seien Befürchtungen bei Pfleiderer ausgeräumt worden, die städtische Anlage könnte die Holz-Preise in die Höhe treiben. Im Gegenteil - es sei bei dem Gspräch sogar die Möglichkeit ins Spiel gebracht worden, durch einen gemeinsamen Holz-Einkauf Vorteile für die Stadt und für Pfleiderr zu erzielen.

Der grundsätzliche Beschluß des Stadtrates, für das Heizkraftwerk "Grünes Licht" zu geben, muß jetzt von den Stadtwerken noch weiter ausgearbeitet werden. Man denkt an eine Anlage, die 75.000 Tonnen Abfallholz pro Jahr verbraucht und in der gleichen Zeit etwa 47.500 Megawatt Strom und 34.000 Megawatt Wärme erzeugt. Damit würde die "CO2-neutrale" Anlage (es wird nicht mehr Kohlendioxid erzeugt als das verbrannte Holz zu "Lebzeiten" selbst verbrauchte) rechnerisch etwa 45.000 Kohlendioxid einsparen.

Aus der Portokasse kann so eine Anlage auch die Stadt Neumarkt nicht bezahlen: Die Kosten für das Kraftwerk liegen bei etwa 22 Millionen Euro, die Kosten für die notwendigen Wäremeleitungen bei etwa fünf Millionen. Wie hoch die Anlage staatlicherseits bezuschuß wird, kann erst nach einer detailliertern Planung gesagt werden.

Pikanterweise hatte ja wenige Woche nach den geäußerten Pfleiderer-Bedenken der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Dr. Ingo Friedrich (CSU), ausgerechnet bei einem Besuch bei Pfleiderer in Neumarkt die Subventionierung nachwachsender Rohstoffe zur Energieerzeugung allen Ernstes in Frage gestellt (wir berichteten).


Der Biomassekessel und die Dampftrommel
Mit der gewonnen Wärme könnten neben Privat-Wohnungen auch Firmen und öffentliche Einrichtungen beheizt werden - im Gespräch sind bekanntlich Firmen wie "Lammsbräu" und "Burgis", aber auch das Landratsamt und das Klinikum.

Die Anlage soll ein ganzes Stück nördlich von Holzheim errichtet werden - an der Altdorfer Straße nördlich der Kreuzung Berliner Ring, etwa in Höhe der Stelle, wo Altdorfer Straße und Ludwigs-Kanal zusammentreffen - allerdings auf der östlichen Seite des Kanals.

Belästigungen für die Holzheimer Bevölkerung sieht Oberbürgermeister Thumann nicht. Er erinnerte an die Besichtigungs-Tour des Werksenats zu einer ähnlichen Anlage in Pfaffenhofen an der Ilm. Dort dachten die Neumarkter Gäste noch direkt vor der Anlage stehend, das Kraftwerk sei gar nicht in Betrieb: Es habe weder Lärm- noch Geruchsbelästigungen gegeben, obwohl das Kraftwerk mit voller Leistung lief.

Die Neumarkter Bürger können sich davon in Kürze selbst überzeugen. Wie Thumann mitteilte, ist am Freitag übernächster Woche (16. Februar; Abfahrt 13 Uhr) eine Fahrt nach Pfaffenhofen und eine Besichtigung des heizkraftwerks geplant, an der jedermann teilnehmen kann. Der Unkostenbeitrag für den Bus von drei Euro pro Person geht übrigens an eine soziale Einrichtung in Neumarkt.

Oberbürgermeister Thomas Thumann nutzte zu Beginn der Sitzung die Gelegenheit, vor dem Hintergrund der erst am Freitagabend bekannt gewordenen jüngsten Zahlen zur Klima-Entwicklung auf die Verwendung nachwachsender Rohstoffe als Enrgieträger hinzuweisen - dies sei eine "wichtige, zukunftsweise Sache".

In der nur zweieinhalb Stunden dauernden Sondersitzung am Samstag waren sich alle Mitglieder des Stadtrates weitgehend einig. Zuvor hatte Dipl.Ing. Volkmar Schäfer von der Firma eta Energieberatung GmbH das Konzept einer Biomasse-Heizkraftwerksanlage vorgestellt und zahlreiche Fragen beantwortet.

Die geplante Anlage weit außerhalb der Holzheimer Wohnbebauung werde nur an den fünf Werktagen und hier von etwa 15 Lastwagen täglich beliefert, hieß es. Auch dadurch könne also kaum eine erhebliche Belästigung der Anwohner entstehen. In der Anlage sei ständig Holz für etwa zehn Tage Betrieb gelagert.

Ein Mangel an Rohstoffen werde in Neumarkt nicht befürchtet: die wesentlich wald-ärmere Region um Pfaffenhofen könnte aus diesen Gesichtspunkten leicht noch ein weiteres Kraftwerk dieser Größenordnung betreiben. Das Holz in Neumarkt werde aus der näheren Umgebung geliefert - schon allein deswegen, weil sich bei längeren Transportwegen die Anlieferung für die Waldbauern nicht mehr lohnt.

Die "Wertschöpfung" für die Region wäre durchaus beachtlich: Während der Bauphase könnten die Baufirmen für anderthalb Jahre etwa 200 Arbeitsplätze sichern und der Betrieb der Anlage würde schließlich auf Dauer etwa 15 Arbeitsplätze schaffen - wobei zu Beginn an sechs bis acht Neueinstellungen gedacht ist.

Grundsätzlich sprachen sich alle Stadträte für den Bau des städtischen Kraftwerkes aus. Diskussionen gab es lediglich um Details wie zum Beispiel die Frage, wie die neben der gewonnene Heizleistung entstehende Abwärme für die Klärschlammtrocknung eingesetzt werden könne. Von der CSU kam der Vorschlag, eine Wärmeleitung zur wenige hundert Meter entfernten Klaranlage zu legen. Die Stadtwerke würden umgekehrt den Transport des Klärschlamms zum Kraftwerk bevorzugen.

Nach dem Grundsatzbeschluß der Neumarkter Politiker sind jetzt die Bürokraten und Planer dran: Ein Wirtschaftskonzept muß entwickelt, eine Bauleitplanung erstellt werden. Der Standort muß aus dem Naturschutzgebiet herausgenommen werden und natürlich muß neben der Bürgerbeteiligung ein Bebauungsplan erstellt werden.

Wenn alles klappt, könnte noch heuer mit den Bauarbeiten begonnen werden.
03.02.07
Neumarkt: "Grünes Licht" für Heizkraftwerk
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