Wichtige Minuten gewinnen

NEUMARKT. Bei bestimmten Verletzungen und Erkrankungen kann die Überlebenschance ohne Hilfe pro Minute um zehn Prozent sinken. Hier wollen die First Responder helfen.

In Lauterhofen soll jetzt ein Förderverein für die Spezialgruppe der Feuerwehr gegründet werden - auch wenn sich die Politiker knausrig zeigen.

Innenminister Joachim Herrmann (wir berichteten) hat finanzielle Unterstützung für das Pilotprojekt im Landkreis Neumarkt abgelehnt. Politiker der Freien Wähler hatten eine Hilfe angeregt.

Bei der Lauterhofener Feuerwehr will man die Spezial-Gruppe trotzdem gründen. Wenn im Gemeindegebiet ein Schwerverletzter aus einem Auto geborgen wird oder ein ernsthaft Erkrankter zusmamenbricht, haben die Rettungswagen des Neumarkter Roten Kreuzes rund 18 Kilometer Anfahrt über eine kurvige und bergige Strecke vor sicht. 18 Minuten brauchen die Sanitäter bei guten Bedingungen. Von Parsberg und Berching aus dauert es noch viel länger und auch die Anfahrten von Rettungskräften außerhlb des Landkreise - aus Amberg-Sulzbach, Hersbruck oder Altdorf etwa - dauern über 20 Minuten.

In der Marktgemeinde Lauterhofen leben auf einer Fläche von in etwa 79 Quadratkilometern rund 3700. Neben vielen Ortsverbindungs- und Kreisstraßen durchläuft auch die Bundesstraße B 299 und die Bundesautobahn A 6 das Gemeindegebiet.

Deshalb lädt jetzt die Freiwillige Feuerwehr am Donnerstag um 19 Uhr zu einer Informationsveranstaltung und Vereinsgründung des Fördervereins First Responder im Schulungsraum der Feuerwehr ein. Der künftige selbstlose Förderverein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke – eben die Unterstützung des First Responder-Systems, einer zukünftigen Untergruppierung der Freiwilligen Feuerwehr Lauterhofen.

Die First Responder unterstützen das öffentliche Gesundheitssystem, insbesondere den medizinischen Rettungsdienst durch Überbrückung des "therapiefreien Intervalls" bei Notfällen und das Leisten von qualifizierter Erster Hilfe.

First Responder ist eine Gruppe speziell ausgebildeter Feuerwehrmitglieder, die zu medizinischen Einsätzen gerufen werden, um die Zeit bis zum Eintreffen des regulären Rettungsdienstes zu überbrücken. So soll der "therapiefreie Intervall" verkürzt und die Überlebenschancen des Patienten wesentlich gesteigert werden. Insbesondere wenn der Rettungsdienst aufgrund langer Anfahrten oder Überlastung nicht zeitnah eintreffen kann, könne diese Gruppe von entscheidendem Vorteil sein, hieß es.

Nicht nur bei vielen Unfällen, sondern auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei der Faktor Zeit entscheidend. Wird das menschliche Gehirn unzureichend mit Sauerstoff versorgt, kann bereits nach vier bis fünf Minuten eine bleibende Schädigung eintreten, nach zehn Minuten ist in der Regel kein Überleben mehr möglich. Nach Meinung von medizinischen Experten sinkt die Überlebenschance eines Patienten ohne entsprechende Versorgung um etwa zehn Prozent pro Minute.

Der entscheidende Vorteil der geplanten neuen Gruppe der Feuerwehr wäre die Zeit: Da die Mitglieder dieser First Responder-Gruppe einen wesentlich kürzeren Weg zum Patienten haben und oft noch über entsprechende Ortskenntnisse verfügen, kann die Zeit ohne Behandlung kürzer gehalten werden. Der Patient ist somit nicht länger auf zufällig geleistete Erst-Hilfe durch Passanten oder Angehörige angewiesen.

Damit könnten die Überlebenschancen in einem Notfall erheblich erhöht - und die Kosten für die anschließenden Behandlungen verringert werden. Es können bei Bedarf auch weitere benötigte Kräfte schneller nachalarmiert werden oder eine entsprechende Lagemeldung an die Einsatzzentrale übermittelt werden.

Sobald der Rettungsdienst oder ein Arzt am Einsatzort eintrifft wird der Patient diesem übergeben. First Responder sollen den bisherigen Rettungsdienst nicht ersetzen, sondern diesen durch qualifizierte Hilfe unterstützen und somit den kranken oder verletzten Bürgern helfen, hieß es im Vorfeld der Gründungsversammlung in Lauterhofen.

Der Rettungsdienst soll so qualifiziert unterstützt und so in gewisser Weise an der Einsatzstelle entlastet werden. Daneben können die Ersthelfer der First Responder-Gruppe noch die Einsatz- oder Unfallstelle absichern, den Rettungsdienst einweisen und eventuell die Rettungshubschrauberbesatzung vom Landeplatz abholen und zum Einsatzort bringen.

Für den Patienten und das Gesundheitssystem entstehen durch den Einsatz der First Responder- Gruppe keine Kosten – es handelt sich um ein 100 Prozent ehrenamtlich betriebenes Projekt.
20.02.11
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