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Leserbriefe

„Nichts hinzuzufügen...“

Am vergangenen Wochenende erhielt meine Lebensgefährtin, die in Neumarkt wohnt, um 20.45 Uhr den Anruf einer Kollegin aus Berching.
Diese berichtete von einem völlig geschwollenen blutunterlaufenen Auge und von Sehstörungen die plötzlich aufgetreten seien und bat, ob wir sie zu einem Augenarzt oder in eine Augenklinik fahren könnten, da sie keine andere Möglichkeit sehe, dorthin zu kommen.

Wir sagten ihr zu und riefen sofort die 116117 an, um zu erfahren, wo wir Hilfe finden könnten.
Bei dieser Nummer ist allerdings zuerst die Postleitzahl einzugeben, damit man mit dem Notruf von Bayern verbunden wird.
Nach 10 Minuten, die wir in der Warteschleife waren, fuhren wir dann, um Zeit zu gewinnen, trotzdem los in Richtung Berching.

Nach 20 Minuten schließlich hatten wir jemanden am Telefon, und wir erklärten der Dame den Grund unseres Anrufes und den Sachverhalt, soweit er uns bekannt war. Nachdem sie die Personalien der Patienten aufgenommen hatte, fragte sie nach der Versichertenkarte, die wir natürlich nicht hatten. Sie meinte, sie könnte uns dann nicht weiterhelfen,. Die Versichertenkarte sei unentbehrlich für eine weitere Hilfe.

Wir gaben ihr dann die Telefonnummer der Patientin, und sie sagte uns zu, sie anzurufen und die fehlenden Daten abzufragen.
Ich frage mich doch, wie man, wenn man nicht mehr ansprechbar ist, über diese Telefonhotline Hilfe erhalten kann.
Als wir in Berching ankamen, war die Kollegin meiner Lebensgefährtin tatsächlich am Telefon und sprach mit der Hotline. Man sagte ihr, wir sollen nach Ingolstadt fahren. Dort sei eine augenfachärztliche Abteilung, die bis 22 Uhr geöffnet hätte.

Da es bereits 21:30 Uhr war und das Navi uns eine Fahrzeit von 40 Minuten anzeigte, war klar, dass wir nicht mehr pünktlich dort sein würden. Wir riefen deshalb im Krankenhaus in Ingolstadt direkt an und erreichten in der Notaufnahme eine sehr engagierte Schwester, die uns davon in Kenntnis setzte, dass es in Ingolstadt gar keine augenfachärztliche Abteilung gäbe, und dass wir nach Eichstätt fahren sollten.

Sie bot uns an, eine Augenärztin dort anzurufen und wenn sie diese erreicht hätte, uns noch einmal Bescheid zu geben.
So änderten wir unsere Fahrtrichtung und fuhren nach Eichstätt, weitere 40 km.
Tatsächlich rief uns die Schwester der Notfallambulanz in Ingolstadt noch einmal zurück und informierte uns, die Augenärztin in Eichstätt würde sich persönlich mit uns in Verbindung setzen.
Bis wir ein Eichstätt ankamen, hatte jedoch niemand mehr bei uns angerufen und auch danach nicht.
So gingen wir in die Notaufnahme und warteten dort auf eine Behandlung.
Nach einer Stunde kam ein junger Mediziner, der jedoch kein Augenarzt war und schaute sich das Auge an. Da er sich mit der Diagnose jedoch nicht sicher war, meinte er, er wolle noch einen Kollegen drauf schauen lassen, da es nicht gut aussähe.
Dieser Kollege kam jedoch nie.

Im Laufe unserer dreistündigen Wartezeit erfuhren wir, dass das Krankenhaus in Eichstätt eigentlich auch über gar keine augenfachärztliche Abteilung verfügt, sondern dass es wohl nur einen Augenarzt gäbe, der einmal in der Woche im Krankenhaus operiere und dort auch Betten habe.

Deshalb informierte man uns, wir müssten jetzt nach Gräfenberg fahren, da es dort eine augenfachärztliche Notaufnahme für die Bereiche Regensburg, Echstätt und Ingolstadt installiert sei. Man sagte uns, man hätte Gräfenberg informiert und man warte auf den Rückruf.

Um 0.30 Uhr, es war zwischenzeitlich Schichtwechsel in der Notaufnahme, bemühte sich eine weitere Schwester um uns und rief über eine Geheimnummer das Krankenhaus in Regensburg an, weil sie meinte, der Rückruf aus Gräfenberg könne auch bis morgens um 5 Uhr dauern.

Die Schwestern warfen noch einmal einen Blick auf das geschwollene Auge und rieten uns dringend, nach Regensburg zu fahren, da sie Angst hätten, dass die Patientin das Augenlicht auf diesem Auge verlieren könnte.
So setzten wir uns um 0:40 Uhr wieder ins Auto und fuhren die 108 km nach Regensburg.

Dort um 2 Uhr angekommen, ging dann alles ganz schnell.
Wir wurden sofort aufgenommen, warteten noch weitere 10 Minuten, bis sich ein Augenarzt um die Patientin kümmerte und sie intensiv, fast eine Stunde untersuchte und behandelte.
Um 2.50 Uhr traten wir dann unsere Heimfahrt an, und lieferten um 4 Uhr unsere Patientin in Berching ab.
Um 4.45 Uhr waren wir dann selbst zuhause und erinnerten uns nochmal an die Bemerkung der Schwester aus Eichstätt, dass wir in Deutschland Verhältnisse hätten wie in Afrika.
Dem ist nichts hinzuzufügen.

Michael Haller, Ditzingen-Schöckingen, 21.7.2023
Telefon Redaktion


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