neumarktonline Dokumentation

Verleihung des Kulturpreises

Weihnachtssitzung des Stadtrates am 15. Dezember 2010

Von Bürgermeisterin Ruth Dorner

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Graf, lieber Arnold!


Kulturpreis für Kulturreferent Arnold Graf (2.v.r.)
Seit 1987 gehört die Verleihung des Kulturpreises zweifellos zu den herausragenden Ereignissen des Neumarkter Kulturlebens.

Begreift man Kultur als Grundlage und Bestandteil menschlichen Daseins und Zusammenlebens, so erwächst daraus dem Staat, jeder Kommune und nicht zuletzt jedem Bürger eine Verantwortung für die kulturelle Vielfalt und kulturelle Qualität seines unmittelbaren Lebensraumes.

Insbesondere Stadtkultur kann nicht obrigkeitsstaatlich verordnet werden. Es sind die Menschen, die Bürgerinnen und Bürger, die eine Kommune zur "Kultur–Stadt" machen.

In der weihnachtlichen Festsitzung des Stadtrates ehrt die Stadt Neumarkt daher Persönlichkeiten, die einen langjährigen, nachhaltigen und oft auch ehrenamtlichen Beitrag zur Bereicherung des kulturellen Lebens leisten.

So wurden in den vergangenen Jahren die wichtigsten kulturellen Vereine der Stadt ausgezeichnet, aber auch bildende Künstler, Musiker aller Kategorien, Heimatforscher und Vertreter anderer kultureller Sparten.

Ein lebendiges, attraktives und inhaltlich anspruchsvolles Kulturleben braucht aber auch Impulsgeber, es braucht Menschen, die begeisterungsfähig und dem Neuen ohne Vorurteile aufgeschlossen sind, die auch mit Herz und Verstand sachkundig argumentieren und agieren. Wie kaum ein anderer Neumarkter Bürger hat Stadtrat und Kulturreferent Arnold Graf mit großem Engagement, Durchsetzungsvermögen und dem nötigen langen Atem äußerst erfolgreiche Akzente im Kulturleben der Stadt gesetzt.

Deshalb hat der Stadtrat am 2. Dezember 2010 einstimmig beschlossen Arnold Graf, der seit über dreißig Jahren mit unserer Stadt und ihrem Kulturleben aufs engste verbunden ist, mit dem Kulturpreis 2010 auszuzeichnen.

Seine kommunalpolitischen Verdienste, etwa um das Schulwesen in Neumarkt, sind bereits mit der Verleihung der Goldenen Stadtmedaille (1997) und der Medaille für "Besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung" (1999) gewürdigt worden.

Aber es sind auch sehr viele kulturelle Projekte, die mit Arnold Graf als ihren kühnen Vordenker, mutigen Geburtshelfer und verlässlichen Wegbegleiter untrennbar verbunden sind.

In einem Interview mit den Neumarkter Nachrichten bekennt er selbst, dass er sich vor allem als langfristiger und konsequenter Stratege sieht.

"Ich muss das tun, was ich für richtig halte. Auch wenn es bedeutet, sich gegen Widerstände durchzusetzen".

Lassen Sie mich einige eindrucksvolle von Arnold Graf initiierte und mitgetragene Projekte nennen, die mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen und zu kulturellen Glanzpunkten in unserer Stadt geworden sind:

Ohne die Initiative und Beharrlichkeit des seit 1972 als Stadtrat tätigen Arnold Graf wäre die Etablierung einer Musikschule als kommunale Schule mit hauptamtlichen, gut ausgebildeten Lehrkräften im Jahre 1979 nicht denkbar gewesen.

Seither begleitet er seinen mittlerweile erwachsen gewordenen - ehemaligen Sprössling mit Rat und Tat, vor allem durch seine Tätigkeit als Vorsitzender des 1987 ebenfalls von ihm ins Leben gerufenen Fördervereins.

Ein ganz besonderer, von Arnold Graf initiierter und gehegter kultureller Spross feierte heuer seinen 10. Geburtstag.

Die Feierlichkeiten zum Jahrtausendwechsel im Jahre 2000 wollte Arnold Graf durch eine nachhaltige Aktion für den Frieden in Europa und für die Versöhnung mit den ost- bzw. südosteuropäischen Staaten bereichern.

Der Grundstein für die so genannte Internationale Jugendbegegnung war damit gelegt. Jugendliche aus Ländern wie Polen, Kroatien, Montenegro, Ungarn, Serbien, Russland, Slowenien und Tschechien, Ländern also, aus denen im Zweiten Weltkrieg in Neumarkt Zwangsarbeiter untergebracht waren, musizieren rund 60 Jahre danach zusammen mit der Camerata des Ostendorfer Gymnasiums eine Woche lang und lernen sich durch das Medium der Musik näher kennen.

Die vielen begeisterten Besucher des diesjährigen Friedenskonzertes am 30. September im vollbesetzten Reitstadel, können allerdings kaum ermessen, wie viele Vorarbeiten, wie viele Unwägbarkeiten einem solch großen Ereignis vorausgehen.

Arnold Graf fungiert hier nicht lediglich als Initiator und Organisator, er ist das Herz und die Seele des Projekts und agiert als Kümmerer, der sich um viele notwendige Details und menschliche Zwischentöne dieser musikalischen und interkulturellen Begegnungswoche persönlich sorgt. Arnold Graf organisierte und begleitete die Neumarkter Musiker bereits nach Arad in Rumänien, nach Dobrjanka in Russland, nach Tschenstochau in Polen und nach Makarska in Kroatien. Und die Einladung für 2011 steht auch schon fest:

Neumarkter Jugendliche werden eine Woche lang in St. Petersburg zusammen mit anderen jungen Musikern aus 11 Staaten miteinander musizieren, viele Eindrücke sammeln und so ein gemeinsames, vorurteilsfreies Europa vorleben.

Ohne den ganz großen persönlichen Einsatz von Arnold Graf, ohne sein uneigennütziges Interesse allein an der Sache, wären solche intensiven Begegnungen nicht möglich, die ein Jahr in Neumarkt, im folgenden dann immer in einem europäischen Land im Südosten oder Osten stattfindet. Der Initiative von Arnold Graf verdanken wir auch wichtige Erinnerungszeichen an die Zwangsarbeiter im einstigen Barackenlager des heutigen Stadtteils Wolfstein.

So setzte er sich im Jahre 2005, sechzig Jahre nach Kriegsende, für die Aufstellung eines Friedenskreuzes an der Wolfsteinstraße ein, das aus den Balken der einstigen Notkirche des Barackenlagers gezimmert wurde.

Heuer gelang ihm, den Neumarkter Künstler Hubert Baumann für die Gestaltung eines Bronzereliefs zu gewinnen, das die Größe und Ausdehnung des ehemaligen Lagers und an die etwa 128.000 damit verbundenen menschlichen Schicksale erinnert.

Arnold Graf hat sich auch darum gekümmert, als angesichts einer Projektarbeit und eines daraus entsprungenen Musicals zu Ilse Haas am Ostendorfer Gymnasiums der Kontakt zwischen der Stadt und der Familie Haas hergestellt wurde und Besuche der Brüder Hass nach Neumarkt stattfanden. Unter anderem waren die Brüder Ernest und Walter Haas mit ihren Familien in Neumarkt, als wir einen Weg durch den Stadtpark nach ihrer im KZ ermordeten Schwester Ilse benannt haben, und es war Arnold Graf, der sich um die Familien Haas bei ihrem Aufenthalt in unserer Stadt in besonderer Weise angenommen hat.

Der wohl größte Erfolg seiner Bemühungen, qualitätsvolle, sichtbare und langlebige Zeichen im Kulturleben seiner Wahlheimatstadt Neumarkt zu setzten, waren jedoch zweifellos die Bemühungen um die Etablierung des Museums Lothar Fischer in Neumarkt.

Ohne seine über viele Jahre gepflegten, vertrauensvollen Kontakte zur Neumarkter Heimatdichterin Margret Hölle und zu Lothar Fischer, wäre die Museumsidee nicht in den Köpfen des Stifterehepaars Fischer und der politische Verantwortlichen gereift.

Arnold Graf war es auch, der trotz heftigster Proteste und z. T. auch massiver persönlicher Angriffe immer an die großen kulturellen Chancen eines Kunstmuseums für Neumarkt geglaubt und sich schließlich an der Realisierung des Museums maßgeblich beteiligt hat.

Seit der Eröffnung im Juni 2004 fühlt sich Arnold Graf für das Gedeihen des Museums verantwortlich und unterstützt tatkräftig dessen zukunftsfähige Entwicklung.

Stets hat er ein offenes Ohr für die Anliegen und Wünsche der Mitarbeiter, und als Vorsitzender des Kuratoriums der Lothar &Christel Fischer Stiftung übernimmt er eine wichtige Mittlerfunktion zwischen den Anliegen der Stadt Neumarkt und denen der Stiftung.

Besonders segensreich wirkt Arnold Graf als Vorsitzender des von ihm und Ernst-Herbert Pfleiderer ins Leben gerufenen Vereins der Freunde des Museums Lothar Fischer. Sein ganz besonderes Anliegen ist es, die Neumarkterinnen und Neumarkter an der Faszination Kunst teilhaben zu lassen, denn Kunst und Kultur gehören für ihn zur Lebensqualität. "Es wäre schade, wenn zu viele Menschen an diesem Teil des Lebens vorbeiliefen" sagt er und so ist er stets bemüht, neue Fördervereinsmitglieder zu werben und die emotionale Bindung der Neumarkter Kunstfreunde zu ihrem Museum zu intensivieren.

Zum 5 jährigen Jubiläum des Museum war Arnold Graf auch maßgeblicher Wegbereiter eines ganz besonderen Geburtstaggeschenkes.

Als der bekannte, mit Lothar Fischer und der Künstlergruppe SPUR verbundene Münchner Galerist Otto van de Loo, überlegte, dem Museum eine äußert wichtige Steinskulptur von Lothar Fischer zu schenken, hat Arnold Graf in vielen Gesprächen den Weg für die Zustiftung geebnet, persönlich überwachte er sogar den Transport durch den städtischen Bauhof und gestaltet schließlich auch die feierliche Übergabe am 5. Juli 2009.

Schließlich ist es der Verbundenheit von Arnold Graf zum Museum auch zu verdanken, dass der Stiftung mittlerweile vier wichtige Ankäufe aus Privatbesitz von Lothar Fischer Skulpturen aus Mitteln des Fördervereins übereignet werden konnte.

Erst kürzlich gelang es Arnold Graf eine bedeutende fünfteilige Tonplastik mit dem Titel "Familientag" zu erwerben.

Arnold Graf ist der Kultur-Botschafter unserer Stadt nach außen.

In vielen Gesprächen mit Kulturfreunden aus nah und fern sowie Kulturpartnern auf Stadt, Landkreis, Bezirks und Landesebene besticht er durch Geradlinigkeit, visionäre Kraft und langjährige Erfahrungen.

Nicht zuletzt tragen viele kulturelle Kontakte auch mit unserer Partnerstadt Mistelbach seine Handschrift.

Weit über das erwartete Engagement als Kulturreferent seit 2006 und zuvor als stellvertretender Bürgermeister hinaus, ist Arnold Graf auch ein unverzichtbarer Partner und kompetenter Ansprechpartner der lokalen Neumarkter Kulturszene.

Dabei zeigt er sich neuen Ideen aufgeschlossen, er erkennt dabei auch die Chancen guter Projekte und setzt sich persönlich und mit seinem kommunalpolitischen Mandat dafür ein.

So etwa beim Museum für Historische Maybachfahrzeuge, mit dem in unserer Stadt eine wohl weltweit einmalige Einrichtung entstanden ist, oder zuletzt auch bei der Etablierung der "Internationalen Meistersingerakademie", die im nächsten Sommer erstmals in Neumarkt durchgeführt wird und deren Bedeutung weit über den regionalen Bereich hinausreicht.

Unzählige Stunden seiner Freizeit verbringt er mit Veranstaltungsbesuchen, bei Vorstandssitzungen im Historischen Verein und in seinen Fördervereinen, er steht als Eröffnungsredner zur Verfügung und hat stets ein offenes Ohr für die kulturellen Anliegen der Bürgerinnen und Bürger, aber auch der hauptamtlichen Kulturarbeiter.

Lieber Arnold Graf
Im Vorfeld Deines großen runden Geburtstages, den Du hoffentlich zufrieden und gesund in ein paar Wochen im Kreise Deiner Familie, vieler Freunde und Weggefährten feiern wirst, bedankt sich die Stadt Neumarkt heute mit der Verleihung des Kulturpreises für Deine über 30 Jahre währenden erfolgreichen ehrenamtlichen Bemühungen zum Wohle des Neumarkter Kulturlebens.

In diesen Dank möchte ich aber auch deine Gattin Sieglinde mit einschließen, die dich selbst im wohlverdienten Ruhestand an vielen Abenden entbehren muss, die aber auch mit Rat und Tat deine kulturellen Aktivitäten unterstützt.

Mit der Verleihung des Kulturpreises der Stadt Neumarkt 2010 ehrt die Stadt öffentlich Dein großes kulturelles Lebenswerk und verbindet damit zugleich die Hoffnung und die Bitte, dass wir und alle Akteure und Sympathisanten des Neumarkter Kulturlebens noch sehr lange auf Deine Freude am kulturellen Gestalten, auf Deine Unterstützung und Deinen Sachverstand bauen können.

Herzlichen Glückwunsch zum Kulturpreis der Stadt Neumarkt!

Es handelt sich hier um das zur Verfügung gestellte Rede-Manuskript. Die tatsächlich gehaltene Rede kann davon geringfügig abweichen
15.12.2010
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ISSN 1614-2853
21. Jahrgang