neumarktonline Dokumentation

Neujahrsgrüße des Bezirkstagspräsidenten

Von Bezirkstagspräsident Franz Löffler

Liebe Oberpfälzerinnen, liebe Oberpfälzer,

nach den Meldungen über die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise im vergangenen Jahr ist die Oberpfalz in den letzten zwölf Monaten ein gutes Stück vorangekommen. Wie kaum eine andere Region profitiert sie vom wirtschaftlichen Aufschwung, der seit einiger Zeit zu spüren ist. Und in ihr steckt weiterhin großes Leistungsvermögen, sich auch in Zukunft gut zu entwickeln.

Doch darf trotz sinkender Arbeitslosenzahlen und voller Auftragsbücher in vielen Betrieben unserer Region nicht übersehen werden, dass Untersuchungen eine unterschiedliche Entwicklung von Nord und Süd vorhersagen. Dies gilt vor allem bei jungen Menschen. Sie wandern immer stärker aus den ländlichen Bereichen gerade der nördlichen Oberpfalz ab und suchen ihre Zukunft in den Ballungszentren München, Nürnberg und Regensburg. Der demographische Wandel mit immer weniger Geburten tut ein übriges zu dieser Entwicklung, die dazu führen wird, dass ganze Landstriche überaltern.

Vor diesem Hintergrund erscheint es mir wichtig, die Oberpfalz und ihre Menschen in einer immer stärker globalisierten Welt zu positionieren. Diese Maßnahme sollte die Bevölkerung aktiv mit gestalten und nicht anderen überlassen. Aus dieser Überzeugung heraus plädiere ich für die Schaffung einer Europaregion Donau-Moldau, die ein Gebiet mit rund fünf Millionen Einwohnern in Bayern, Österreich und Tschechien umfassen wird. Es besteht schon heute ein enges Netzwerk an grenzüberschreitenden Aktivitäten und Kooperationen in vielen Bereichen wie Wirtschaft, Kultur, Bildung oder Sport. Gemeinsam mit fünf weiteren Mitstreitern will der Bezirk Oberpfalz dazu beitragen, die Region und unsere Nachbarn fit zu machen für die Herausforderungen der Zukunft. Es geht nicht darum, in Konkurrenz zu einer Metropolregion oder zu anderen Europaregionen zu treten. Es geht um eine sinnvolle Ergänzung, die insbesondere dem ländlichen Raum entgegenkommt und die bei der Europäischen Union Gehör findet. Die nächsten Monate werden zeigen, welches Potenzial in der Region liegt und wie die gemeinsame Zukunft gestaltet werden kann. Der Bezirk Oberpfalz wird das Seine zum Gelingen der gesteckten Ziele leisten.

Dieses neue Engagement geht selbstverständlich nicht zu Lasten der gesetzlich verankerten Aufgaben des Bezirks. Ein kleiner Überblick zeigt, welche Fortschritte und Erfolge 2010 gelungen sind. Die beiden großen Bauvorhaben im Gesundheitsbereich schreiten zügig und termingerecht voran: Am Bezirksklinikum Regensburg entsteht für rund 20 Millionen Euro ein modernes Gebäude für den Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Am Bezirkskrankenhaus Wöllershof (Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab) konnte im Juli Richtfest zu einem neuen zentralen Klinikgebäude gefeiert werden – das Kostenvolumen hier beläuft sich auf rund 18 Millionen Euro. Beide Neubauten bieten nach ihrer Fertigstellung, voraussichtlich Ende 2011, modernsten Standard für eine leistungsstarke psychiatrische Versorgung der Bevölkerung.

Daneben setzt der Bezirk Oberpfalz auf die Dezentralisierung der Psychiatrie, also auf die Bereitstellung notwendiger medizinischer Hilfe möglichst in Wohnortnähe. Deshalb freut es mich besonders, dass 20 tagesklinische Plätze für die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Amberg genehmigt wurden. Auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Regensburg wird um zwölf Betten erweitert. Im Erwachsenenbereich wird in Cham eine 50-Betten-Klinik errichtet, in Amberg und Weiden sollen psychiatrische Tageskliniken entstehen, die sich in unmittelbarer Nähe zu den somatischen Krankenhäusern befinden werden. Ich denke, dass es uns gerade mit der Dezentralisierung der Psychiatrie und dem niederschwelligen Angebot durch Tageskliniken gelingt, diesen Teil der Medizin, der in jüngster Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, aus der Tabuzone herauszulösen. Welch gute Arbeit in unseren Bezirkskliniken geleistet wird, zeigt insbesondere die Entscheidung des bayerischen Sozialministeriums, die erste Klinik für Jugendforensik in Regensburg anzusiedeln. Auch hier laufen die Planungen auf Hochtouren.

Ebenfalls gut auf den Weg gebracht wurde das neue Depot im Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen, das nach dem Spatenstich im Juni vor wenigen Wochen bereits Richtfest feiern konnte. Hier entsteht dringend benötigter Raum für die sachgerechte Unterbringung zahlreicher erhaltenswerter Gegenstände aus vergangener Zeit. Das Bezirksmuseum, das 2010 mit dem Museumspreis der Mittelbayerischen Zeitung ausgezeichnet worden ist, kann in der kommenden Saison auf sein 25-jähriges Bestehen als „Gedächtnis der Oberpfalz“ zurückblicken. Ein umfangreiches attraktives Programm zu diesem Jubiläum macht den Museumsbesuch auch 2011 zu einem Erlebnis.

Einen ganz besonderen Aufschwung erfuhr die Fachakademie für Raum- und Objektdesign, die der Bezirk Oberpfalz in Cham betreibt. Nicht nur der neue Name, sondern vielmehr geänderte Zulassungsvoraussetzungen brachten eine Trendumkehr bei den Schülerzahlen: Nachdem in den letzten Jahren immer weniger junge Leute Interesse an dieser Form der Weiterbildung zeigten und die Existenz der Schule gefährdet war, kann sie nunmehr ein voll belegtes erstes Studienjahr vermelden. Die zahlreichen Bemühungen zur Zukunft der Schule waren richtig.

Liebe Oberpfälzerinnen, liebe Oberpfälzer,
Sie alle kennen die Zahlen, mit denen die Kommunen in Deutschland, in Bayern und in der Oberpfalz zu kämpfen haben. Das Jahr 2011 wird auch für den Bezirk Oberpfalz eine besondere Herausforderung. Die Wirtschaftskrise im Jahr 2009 macht es unumgänglich, dass der Bezirk Oberpfalz von den Landkreisen und kreisfreien Städten mehr fordert als wir Politiker wollen, um unseren Auftrag gerade im sozialen Bereich erfüllen zu können. Der Bezirk Oberpfalz steht zu seiner Verantwortung, all jene, die seiner Hilfe bedürfen, zu unterstützen. Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf dürfen nicht die Verlierer eines überzogenen und unrealistischen Verhaltens im Wirtschafts- und Finanzsektor sein. Der Bezirk Oberpfalz trägt dafür Sorge, auch diesen Menschen ein würdiges Leben zu ermöglichen.

Mit dieser Überzeugung wünsche ich Ihnen für das neue Jahr Gesundheit, Glück und Erfolg bei all’ Ihren Unternehmungen.
23.12.2010
Telefon Redaktion


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ISSN 1614-2853
21. Jahrgang