neumarktonline Dokumentation

Verleihung des Kulturpreises 2015 an Harry Meyer


Der Kulturpreis ging an Harry Meyer

Von 2. Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Löhner,
liebe Stadtratskolleginnen und Kollegen,
sehr geehrter Herr Meyer, lieber Harry,
sehr geehrte Familie Meyer!

Heute vor einer Woche saßen wir bei mir zu Hause am Küchentisch – nach über vier Stunden hatte ich so viel (Neues) über den Künstler Harry Meyer erfahren, dass ich darüber länger als vier Stunden berichten könnte – addiert man dazu noch den halben Meter an Katalogen und Ausstellungskalendern, die er mir mitgebracht hat, könnten wir uns auf interessante Tage und Wochen einrichten.

Lassen Sie mir heute Abend einen Eindruck in das Leben und künstlerische Wirken von Herrn Harry Meyer geben.

Herr Meyer ist in Neumarkt, im Stadtteil Woffenbach aufgewachsen, hat dort die Grundund Hauptschule besucht und anschließend eine Handwerkslehre absolviert. Anschließend arbeitete er zehn Jahre in verschiedenen Jobs, um über die Runden zu kommen.

Von seiner Kunst zu leben war er noch ein großes Stück entfernt. Von 1988-1992 studierte er Architektur in Augsburg und schloss sein Diplom mit 1,0 ab. „Mein Ziel war es, dass ich mein Diplom so gut abschließe, das ich mir danach meinen Job, meinen Arbeitgeber aussuchen könne“ erzählte mir Herr Meyer. Einer seiner Professoren während des Studiums war Sabatke vom Büro Behnisch und Partner. (Behnisch verbinden wir automatisch mit dem Olympiastadion in München) Behnisch und Partner sind auch in Neumarkt spätestens seit dem Wettbewerb Ganzjahresbad keine Unbekannten!

Nach ca. 1 ½ Jahren Tätigkeit in seinem neuen Beruf beendete er diese um sich vollkommen dem Malen zu widmen. Anzumerken ist hier, dass Herr Meyer neben seinen Ausbildungen und Beschäftigungen immer gemalt hat, aber eben nicht nur. „Als ich mir in meinem Kopf ein Mäuerchen gebaut hatte, dass auf der einen Seite Platz für das Malen, für den Künstler hatte und auf der anderen Seite Platz für die Notwendigkeit Bilder zu verkaufen, um davon leben zu können“, war der Knoten geplatzt…

1992 verkaufte ich mein erstes großes Ölbild an die Bayerische Staatsgemäldesammlung, berichtete mir Herr Meyer. Innerhalb von zehn Jahren haben sie inzwischen acht Bilder von mir gekauft.

Auf meine Frage, ob er immer schon Maler werden wollte erzählte Herr Meyer folgende Begebenheit:

„Es war bei einem Familienfest, die Tante Erna, meine Lieblingstante, sie ist leider schon verstorben, fragte mich (ich war damals 12 Jahre alt): Was willst du einmal werden:

„ich wear Künstla, wos noua sunst…schlagartige Stille im Raum…

„Ja Bou, du spinnst ja“, war die einhellige Meinung der versammelten Familie. Spätestens mit Beginn des Internationalen Bilderhauersymposiums in Wolfstein im Jahre 1974 verfestigte sich sein Wunsch Künstler zu werden. Täglich sei er mit dem Fahrrad von Woffenbach nach Wolfstein gefahren, um den Künstlern bei ihrer Tätigkeit zuzuschauen.

Alt OB Kurt Romstöck erzählte mir, auf meine Nachfrage, wie es damals zu diesem Symposium gekommen sei. Er sei als OB gefragt worden, ob er sich so etwas in Neumarkt vorstellen könne.

Daraufhin habe man den Künstlern einen geeigneten Platz angeboten. Sparsam wie er war, habe das Symposium der Stadt nur einige Arbeitsstunden der Bauhofmitarbeiter gekostet.

Im Rückblick eine bedeutsame Entscheidung für Neumarkt, für die Kunst – entscheidend auch für den weiteren künstlerischen Weg von Herrn Meyer. Was malt Herr Meyer und wie malt er fragte der letztjährige Kulturpreisträger Herr Uwe Mitsching in der letzten Wochenendausgabe der NN.

Herr Meyer sagte mir dazu:

„Als Künstler ist man verletzlich und empfindsam, das ist notwendig um überhaupt Kunst machen zu können, um das was um dich herumpassiert aufnehmen zu können und in eine eigene Form zu bringen“.

In allen Laudatien und Vorworten über die Kunst von Herrn Meyer findet sich immer wieder die Erklärung, dass es ihm in seinen Kunstwerken um das Metaphysische geht, die visuelle Wahrnehmung genügt ihm nicht.

Hinter jedem Ding, hinter jedem Tier, hinter jeder Pflanze gibt es noch etwas, was man nicht sehen kann
- was aber offensichtlich von großer Wichtigkeit ist,
- worum man sich unbedingt bemühen muss,
weil nur Beides zusammen, das Sichtbare und das Nichtsichtbare, Physis und Metaphysis ein Ganzes ergeben.

Harry Meyer selbst hat es wie folgt formuliert:
„Ich male nicht Landschaft, ich male Natur, und wenn ich Natur male, dann male ich auch Naturgesetze, Zusammenhänge die herrschen, bestimmte Gegebenheiten, die sich entwickelt haben, die sowohl den physischen als auch den geistigen Raum bezeichnen, den Raum in dem ich mich befinde, in dem wir uns befinden.
Wenn ich also Landschaft beziehungsweise Natur male, male ich auch den Menschen mit seinem Raum, in dem er sich entwickelt hat, male ich auch den Blick des Menschen durch den Raum, in dem er lebt und hinter den er mit seinen Fragen zu gelangen versucht.
Nicht die Ähnlichkeit, die Erkennbarkeit der Dinge wird angestrebt, vielmehr die tiefer liegenden Eigenschaften sind bedeutend…
Herr Meyer malt Landschaften, Köpfe, Figuren und seit einigen Jahren liegt der Schwerpunkt auf Stillleben.
Er gestaltet Plastiken, zeichnet, malt neben Ölbildern auch Aquarelle.
Jedem seiner Ölbilder geht eine Zeichnung voraus, sehr schön zu sehen in den Katalogen.

Experimentell ist seine Technik. Er bevorzugt Ölfarben, die er modellierend mit einem Pinsel aufträgt. Er erzielt plastische, ja dreidimensionale Gestaltungen, die wohl ohne Vergleich sind….Er setzt reine leuchtende Farben nebeneinander und übereinander, so dass es zu einer großen Vielfalt an Abstufungen kommt… Er pflegt aber auch die altmeisterliche traditionelle Technik und verlässt sich auf seine Grundierung mit Kreiden und Leimen in alter Manier…Harry Meyers Bilder sind ungemein expressiv… Er malt impulsiv und drückt damit Emotionen aus…In der Kunstgeschichte ist stilistisch Vergleichbares im weiteren Sinne durchaus zu finden, z.B. in den Landschaften Emil Noldes oder Ernst Ludwig Kirchners…so Dr. Emanuel Braun, Diözesankonservator und Museumsleiter in Eichstätt

Unzählige Ausstellungen im In- und Ausland zeigen die herausragende Bedeutung des Künstlers Harry Meyer.

In dem Katalog „Stilles Leben“ fand ich eine Auflistung einer Auswahl im Zeitraum von 1994-2013 von über 350 Ausstellungen, wohlgemerkt eine Auswahl!

Exemplarisch daher nur einige sehr bedeutende Ausstellungen:
2007 hatte Herr Klaus Bode (Galerist in Nürnberg) den Mut nach Asien zu gehen, so formulierte es Herr Meyer. „ich konnte in Seoul auf der Koreanischen Kunstmesse ausstellen, dies war der Türöffner, seitdem hat sich hier ein Markt für meine Kunstwerke entwickelt.

2008 hat er in Shanghai (ebenfalls mit Galerie Bode) an einer dialogischen Ausstellung mit 100 deutschen und chinesischen Künstlern teilgenommen.

Eine seiner schönsten Ausstellungen, schwärmte Herr Meyer, sei die dialogische Ausstellung im Domschatz- und Diözesanmuseum 2007 in Eichstätt gewesen. Drei Jahre Vorarbeit seien erforderlich gewesen, die Zusammenarbeit mit Dr. Emanuel Braun, Diözesankonservator und Museumsleiter sei beeindruckend gewesen. Das Ergebnis der Ausstellung fulminant.

Eine Anekdote anlässlich einer Vernissage 2008 in China, die mir Herr Meyer erzählte möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Sein Galerist Herr Bode sei von einem Chinesen angesprochen worden, er möge ihm ein paar Kataloge schenken… normalerweise werden diese bei Ausstellungen und Vernissagen gekauft… instinktiv schenkte Herr Bode dem fragenden Chinesen die gewünschten Kataloge von Herrn Meyer.

Nach Ende der Ausstellung kommt besagter Herr nochmals zu Herrn Meyer und Herrn Bode und sagte: Falls sie mal Jemanden brauchen, der die Texte unter Ihre Bilder ins Chinesische übersetzt, könnten sie sich an ihn wenden. Er gab ihnen sein Kärtchen…da waren sie völlig aus dem Häuschen… es war kein Geringerer als der Rektor der Universität für Kunstgeschichte in Peking.

Was folgte war die Teilnahme an der großen Ausstellung im Art Museum in Wuhan, China.

Von China wieder zurück in die Heimat
Harry Meyer ist Mitglied in der „Neuen Gruppe München“.

Er hat gemeinsam mit Helmut Sturm (Gruppe SPUR) ausgestellt. Und auch hier gibt es eine beachtenswerte Anekdote. Ein Galerist hatte bei einer Ausstellung von Helmut Sturm (Mitte der 90 er Jahre), Kataloge von Harry Meyer ausliegen. Der Galerist fragte Sturm, ob er den Meyer mal bei sich ausstellen lassen solle: „Ja, natürlich musst du den ausstellen lassen, dass ist einer der wenigen jungen Maler, der weiß was Farbe ist“, so die Antwort von Helmut Sturm.

Zu den unzähligen Ausstellungen kommen die vielen Preise die Herr Meyer seit 1992 erhalten hat, insbesondere hervorzuheben sind die 17 Kunstpreise bzw. Stipendien

Davon herausragend ist der Meisterkurs „Art in Architecture“ bei Frank Stella 1994 Und weiter…Schwäbischer Kunstpreis, Kunstpreis Dillingen, Kunstpreis Stadt Limburg, Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten, Kunstpreis der Stadt Donauwörth, Lucas-Cranach-Preis und der Kunstpreis des Landkreises Augsburg und viele mehr…

Arbeiten in Sammlungen von Herrn Meyer finden wir in der Sammlung des Deutschen Bundestages, Auswärtiges Amt, Berlin In den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen Sammlung der Nürnberger Nachrichten Und in zig anderen Kunstsammlungen
Die Stadt Neumarkt ist in Besitz des Gemäldes „Felsenkeller“, erworben in der Amtszeit von OB Alois Karl.

„Vor sechs Jahren bin ich in ein mein neues Atelier umgezogen, in ein altes Schulhaus in Wollishausen bei Augsburg. Dies war eine bewusste Entscheidung, ich wollte etwas Neues machen“, erzählte mir Herr Meyer, „als Künstler brauchst du das Abenteuer dich immer wieder neu zu erfinden“. Der Blick vom alten Schulhaus hinaus in den Garten mit den großen Bäumen, der Blick immer wieder neu, inspiriert von den Jahreszeiten. „Sind Sie neugierig geworden…

Herr Meyer hat für 2016 bereits Ausstellungen in Aachen, Ebersberg, Husum, Nürnberg oder Tokio geplant…

Ich komme zum Schluss:
Ich habe Herrn Meyer bei unserem Gespräch erzählt, dass vor sechs Wochen die Stadtteilchronik von Woffenbach anlässlich der 750 Jahr-Feier erschienen ist. In die Woffenbacher Chronik hat Herr Meyer es leider nicht mehr geschafft, was er schade findet, aber der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Neumarkt heute wird das heilen. Heute wollen wir Herrn Harry Meyer den Kulturpreis der Stadt Neumarkt überreichen, und damit seine herausragende Bedeutung als Maler im In- und Ausland würdigen.

Sehr geehrter Herr Meyer,
lieber Harry,
der Stadtrat der Stadt Neumarkt hat beschlossen, Dir den

Kulturpreis der Stadt Neumarkt
zu verleihen.

Ich gratuliere Dir persönlich und im Namen der Stadt Neumarkt sehr herzlich zu dieser Auszeichnung und darf sie Dir nun überreichen.

Es handelt sich hier um das zur Verfügung gestellte Rede-Manuskript. Die tatsächlich gehaltene Rede kann davon geringfügig abweichen
16.Dezember 2015
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ISSN 1614-2853
21. Jahrgang